Konkurrenz für iTunes: Bei Google ist jetzt Musik drin
Nachdem Apple kürzlich einen neuen Musikabgleichdienst in den USA vorstellte, legt nun Rivale Google nach. Der will künftig auch zum Songkaufhaus werden.
Google hat am Mittwochabend in Los Angeles ein neues Musikangebot vorgestellt. Es trägt den schlichten Namen Google Music und war bereits seit Mai in einer abgespeckten Testversion verfügbar.
Mit dem Dienst hat es der Internet-Konzern ganz klar auf den weltgrößten Online-Musikladen iTunes des Kokurrenten Apple abgesehen: Google verkauft ab sofort auch MP3-Dateien und bietet außerdem die Möglichkeit, bis zu 20.000 Songs gratis ins Internet hochzuladen. Auf diese Songbibliothek kann man dann von unterwegs aus per Smartphone, Tablet oder Computer zugreifen.
„Wir wollen die Nutzer mit der Musik, die sie besitzen, besser in Verbindung bringen“, so der zuständige Manager Jamie Rosenberg. „Und es geht darum, neue Musik vorzustellen.“
Noch ist Google Music allerdings nur in den USA zu haben - genauso wie der von Apple vor wenigen Tagen gestartete Konkurrenzdienst iTunes Match, der bis zu 25.000 Songs im Internet ablegen kann. Apple will hierfür 25 US-Dollar im Jahr verlangen, doch muss man dort nur die Songs ins Netz hochladen, die Apple selbst nicht bei iTunes anbietet.
1.000 Indie-Anbieter
Bei Google Music ist dagegen der Upload der gesamten Tonsammlung Pflicht. Das kann je nach Bandbreite der Internet-Verbindung zwischen Stunden und Tagen dauern. Ansonsten hat Google Music gut 8 Millionen MP3-Musikstücke in ordentlicher Tonqualität (320 Kbps) und ohne Kopierschutz zum Kauf im Angebot - zu Preisen zwischen 99 US-Cent und 1,29 Dollar.
Apple bietet hier 20 Millionen Titel, hat aber auch mehr Musiklabel verpflichtet als Google. Google verspricht, nach weiteren Verhandlungen bald 13 Millionen Stücke anbieten zu können.
Derzeit existieren laut Google Verträge mit den Großlabels Universal, Sony und EMI sowie mit rund 1000 Indie-Anbietern. Google Music soll eng in das hauseigene Smartphone- und Tablet-Betriebssystem Android integriert sein: Auch dort lassen sich Songs kaufen und herunterladen.
Der Netzkonzern verspricht außerdem ein redaktionelles Angebot: Jeden Tag soll es Künstlertipps sowie Gratis-Songs geben. Um den Songvertrieb anzukurbeln, ist zudem eine Integration in Googles Facebook-Konkurrenten Google+ geplant: Dort kann man dann einen Song oder ein ganzes Album mit Freunden teilen, die beides daraufhin immerhin einmal in voller Länge abhören dürfen. Dies gilt allerdings nur für gekaufte Titel, nicht für selbst hochgeladene Songs.
Shakira und Coldplay sollen werben
Wer als Künstler noch kein Musiklabel hat, soll Google Music außerdem als Vertriebsplattform verwenden können. Nach Bezahlung einer einmaligen Gebühr (25 Dollar) darf man ein eigenes Profil (“Artist Hub“) anlegen und seine Songs dann an das Publikum vertreiben. 30 Prozent des Umsatzes erhält allerdings Google.
Statt wie bei iTunes eine eigene Software zu benötigen, können Nutzer Google Music direkt im Browser ansteuern - dort ist auch ein Herunterladen der Songs möglich. Das ist allerdings nicht sonderlich bequem, wie erste Tests zeigten, weil es viele Klicks kostet; eine eigene Google-Music-Anwendung macht die Nutzung daher leichter.
Um den Shop zu bewerben, hat der Konzern zudem Verträge mit einigen Künstlern wie Coldplay oder Shakira geschlossen: Diese sollen exklusive Inhalte wie in dieser Form noch nicht veröffentlichte Songs bei Google Music einstellen.
Wann Google Music auch nach Europa kommt, ist bislang völlig unklar. Ähnlich wie bei Apples iTunes Match fehlt es derzeit noch an Verträgen - nicht nur mit Plattenlabels und Künstlern, sondern auch mit Verwertungsgesellschaften wie der GEMA. Die ließ am Donnerstag mitteilen, Google habe sich bislang noch nicht mit einer entsprechenden Anfrage an sie gewendet; auch Apple hat wegen iTunes Match angeblich noch nicht angefragt.
Weder bei Apple noch bei Google zu haben sind unterdessen Musikaboangebote. Diese werden von unabhängigen Konkurrenten wie Spotify oder Simfy angeboten und erlauben es, gegen eine Monatsgebühr so viele Songs abzuhören, wie man möchte. Ob Google diese Möglichkeit nachreicht, ist bislang noch unklar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei