piwik no script img

Kongos Rebellion zerbröselt vor Angolas Offensive

■ Der Vormarsch der Rebellen auf Kinshasa ist gestoppt. Die Regierung Kabila will angesichts der militärischen Erfolge ihrer Verbündeten von einer raschen Feuerpause nichts wissen

Kinshasa/Pretoria/Berlin (AFP/rtr/taz) – Unter dem Eindruck einer massiven militärischen Offensive Angolas erleiden die kongolesischen Rebellen derzeit empfindliche Niederlagen im Westen des Kongo nahe der Hauptstadt Kinshasa. Unabhängige Quellen bestätigten ein Zurückweichen der Rebellen an mehreren Fronten. Angolanische Truppen hätten den Rebellen die kongolesischen Hafenstädte Banana und Moanda abgenommen, während die von Truppen aus Simbabwe verstärkte kongolesische Regierungsarmee den Vormarsch der Rebellen auf Kinshasa zum Stillstand gebracht habe. Aus der angolanischen Exklave Cabinda wurden massive Anlieferungen von Kriegsmaterial gemeldet, das dann über die Grenze in den Kongo gebracht werde. Nach angolanischen Angaben sind etwa 2.000 angolanische Soldaten an der Offensive im Kongo beteiligt.

Angola hatte als einziges Land überhaupt keinen Vertreter zum Gipfel der „Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika“ (SADC) am Sonntag in Südafrikas Hauptstadt Pretoria entsandt. Auf diesem Gipfel unter Leitung des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela war am Sonntag abend eine Erklärung verabschiedet worden, in der zu einem „sofortigen Waffenstillstand“ und einem Einfrieren der derzeitigen militärischen Stellungen aller Beteiligten aufgerufen wurde. Das Schlußkommuniqué fordert weiterhin die „Aufnahme eines friedlichen Prozesses des politischen Dialogs mit dem Ziel, eine Lösung für alle relevanten Probleme zu finden“. Der südafrikanische Präsident Nelson Mandela sagte gestern in Pretoria, es solle ein Vermittlungsausschuß mit Vertretern aus Südafrika, Mosambik und Tansania gebildet werden. Diese drei Länder sind nicht an der Militärintervention im Kongo beteiligt.

Während die Rebellen die SADC-Erklärung begrüßten, legte die Regierung des Kongo sie zum eigenen Vorteil aus und lehnte einen Waffenstillstand vorerst ab. „Wir erwarten von einem Waffenstillstand den sofortigen Rückzug der ruandischen und ugandischen Truppen“, erklärte in Pretoria Kongos Justizminister Mwenze Kongolo, der in Vertretung des Präsidenten Laurent Kabila nach Südafrika gereist war. Agrarminister Mwanananga Mawampanga präsizierte gestern, der Abzug der „ausländischen Aggressoren“ aus dem Kongo müsse einem Waffenstillstand vorausgehen. Kongolo warf Südafrika außerdem „verdeckte Manöver hinter den Kulissen“ vor.

Die Hilfsorganisation Caritas bestätigte unterdessen die Einnahme der drittgrößten kongolesischen Stadt Kisangani durch die Rebellen am Sonntag. Es habe nur wenige Tote und Verletzte gegeben, berichtete die Organisation. Die Versorgung Kisanganis sei zusammengebrochen, da seit Wochen die Bauern im Umland aus Angst vor Kämpfen nichts mehr in die Stadt gebracht hätten. D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen