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Konflikt unzureichend beschrieben

■ betr.: „Setzen, fünf!“, taz vom 30. 6. 95

Als Trend-Redakteur möchte ich drei richtigstellende Ergänzungen zu B. Bollwahns Glosse nachtragen, damit taz-lesende GEW- KollegInnen besser beurteilen können, warum die „GEW Kreuzberg Amok lief“.

1. Der Konflikt ist unzureichend beschrieben, wenn es dort heißt, daß „sich die GEW Kreuzberg keineswegs an der Erklärung stößt“. Es war vielmehr so, daß alle anderen GEW-Personalräte, von denen vier der sechsköpfigen Kreuzberger Bezirksleitung angehör(t)en, die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit dem Schulrat Radusch für sich als persönliche politische Konsequenz ablehnten. Daher verweigerten sich auch den Abdruck der Erklärung in ihrem „Personalrats-Info“. Konsequenterweise verlangten sie, als die Erklärung im Trend 2/95 erschienen war, das Vertriebsverbot.

2. Für Veröffentlichungen im Trend ist ein „Segen des Herausgebers“, sprich der Bezirksleitung, nicht erforderlich. Nach den seit elf Jahren geltenden Redaktionsgrundsätzen ist der Trend „kein Verlautbarungsorgan“ des Vorstands, sondern arbeitet von diesem unabhängig. Daher wird die Redaktion auch direkt von der Mitgliedschaft gewählt. Wenn also von einem „formalen Verstoß“ die Rede ist, dann kann nur das Vertriebsverbot des Herausgebers gemeint sein, welches auf Verlangen der meisten Kreuzberger GEW- Personalräte ausgesprochen wurde.

3. Redaktion und Setzer sollen nach dem Willen des Kreuzberger Vorstands nicht nur die Druckkosten des Trend 2/95 tragen, sondern zukünftig auch nicht mehr für den Trend arbeiten. Desweiteren sollen sie von ihren gewählten Funktionen als Personalräte bzw. Nachrücker zurücktreten. Ein entsprechender Antrag wurde vom Vorstand auf der letzten Mitgliederversammlung im Juni gestellt und konnte nur aus formalen Gründen nicht abgestimmt werden.

Als Betroffener dieses „Amoklaufes“ kann ich daher nicht von „GEW-Kinderkram“ sprechen, auch wenn es von außen so aussehen mag. Vielmehr werden hier zur Durchsetzung eigener Interessen basisdemokratische Strukturen der GEW angegriffen, die in den siebziger Jahren zur Abwehr von Berufsverboten und Unvereinbarkeitsbeschlüssen geschaffen wurden und in den achtziger Jahren die organisatorische Voraussetzung für die Mitarbeit der GEW Berlin in den neuen sozialen Bewegungen bildeten. Detlef Kretschmann

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