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Komplizenschaft mit der Regierung

■ Vicente da Silva, Vorsitzender der Metallgewerkschaft, zu deutschen Firmen in Brasilien INTERVIEW

taz: Welchen Ruf hat der Mannesmann-Konzern in Brasilien?

Da Silva: Der Konzern verhält sich ähnlich wie andere ausländische Multis. Er hat sich sehr schnell an die Verhältnisse angepaßt mit einer Politik niedriger Löhne und schlechter Arbeitsbedingungen.

Welche Rolle spielen die deutschen Konzerne bei der Austragung sozialer Konflikte in Brasilien?

Sie verhalten sich als Komplizen der Regierung. Alle Fortschritte, zum Beispiel die Einrichtung von Fabrikkomissionen, konnten nur durch organisierte soziale Bewegung und Streiks erreicht werden. Zum Beispiel hat Mercedes Benz beim Streik im letzten Jahr viele Arbeiter entlassen, darunter Vertreter der Fabrikkommission und ein Mitglied des Gewerkschaftsvorstandes. Wenn wir die deutschen Unternehmen mit einigen brasilianischen Unternehmen vergleichen, schneiden sie ganz gut ab. Im Vergleich zu den Bedingungen hier in Deutschland, sind sie sehr schlecht.

Gibt es eine gegenseitige Solidarität zwischen den Belegschaften in Deutschland und Brasilien?

Es gibt einen Austausch und eine Solidarität zwischen einzelnen Gruppen in einzelnen Betrieben, zum Beispiel bei Mercedes in Mannheim oder bei VW. Auf der gewerkschaftlichen Ebene gibt es zwar auch Unterstützung. Aber nach unserer Auffassung könnte das noch viel mehr verbessert werden.

Was kann bei einem Arbeitskonflikt wie bei Mannesmann getan werden, um den Konzern zum Einlenken zu bringen?

Wir halten einen gegenseitigen Austausch von Informationen über die Unternehmenspolitik für wichtig. Wir haben den Eindruck, daß die Unternehmen hier in Deutschland eine vergleichsweise progressive Unternehmensphilosophie vertreten, während sie in Brasilien extrem rückschrittlich sind. Interview: Martin Kempe

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