piwik no script img

Kommunikation gestört

■ Kommunikations-Manager forschten im Gesundheitswesen

Wenn der genervte Anrufer beim Gesundheitsamt immer wieder auf einen desinformierten Pförtner stößt, „dann muß mehr miteinander geredet werden“, sagt der Kommunikations-Manager Heino Berg. Berg hat ein Jahr lang die MitarbeiterInnen der Bremer Gesundheitsämter und deren NutzerInnen nach ihrer Zufriedenheit befragt – im Rahmen eines Weiterbildungsprojektes für arbeitslose Akademiker.

Neben Berg waren vier andere Hochschulabsolventen unter dem Motto „Tatort Gesundheit“ in Krankenkassen, Kliniken und Gesundheitsämter unterwegs. Ihr Ziel: Schwächen im Bereich der Organisations- und Öffentlichkeitsarbeit aufdecken.

„Im Gesundheitswesen liegt vieles brach“, sagt Meinhard Motzko vom „Praxisinstitut Bremen“, der das Weiterbildungsprojekt auf die Beine stellte. Tatsächlich stellte Heino Berg in den Bremer Gesundheitsämtern „fehlende Öffentlichkeitsarbeit“ fest. Der sozialpsychi-atrische Dienst (SpsD) nimmt sich für seine Patienten ganze 30 Minuten Zeit, ein Nervenarzt nur acht Minuten. „Diese positiven Leistungen müßte man mehr nach außen tragen“, folgert der Forscher Heino Berg. Seit 1994 hat der SpsD eine sog. Institutsambulanz für psychisch Kranke eingerichtet, in der neben Nervenärzten und Kliniken Patienten behandelt werden – allerdings ambulant. Dafür gab es prima Noten von allen 120 befragten Nutzern, auch für extrem kurze Wartezeiten sowie den Kriseninterventionsdienst, der Tag und Nacht zu erreichen ist. Schlechte Noten aber bekam die „interne Kommunikation“: Daß die Krebsberatungsstelle geschlossen werden soll, hätten die Mitarbeiter aus der Presse, nicht aber vom Amtsleiter erfahren.

Der SpsD müßte viel mehr mit Kliniken und privaten Nervenärzten zusammenarbeiten, „doch da ist viel Geld mit im Spiel“, kritisiert Berg. Denn wenn ein Patient im Krankenhaus behandelt wird, koste das 120.000 Mark im Jahr – im SpsD jedoch nur knapp 1.000. Auch die Ärzte befürchten, daß das Amt ihnen Patienten „wegschnappt“. Deshalb, so Berg, „reden die nicht miteinander, obwohl das viel Kosten sparen würde.“ kat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen