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Kommt ein Öko-Siegel geflogen

Guten Gewissens starten und landen in Hamburg: Flughafen Fuhlsbüttel darf sich jetzt Deutschlands erster Umwelt-Airport nennen  ■ Von Heike Haarhoff

In der Einflugschneise klappern die Tassen im Schrank, sobald ein Jumbo sich im Landeanflug nähert. Anwohner beschweren sich über knatternde Triebwerks-Läufe im Freien, die Grünen schimpfen auf den klimakillenden Kerosin-Ausstoß, und doch ist der Hamburger Flughafen der umweltfreundlichste der Republik. Das jedenfalls ließ sich Flughafen-Geschäftsführer Werner Hauschild gestern per Öko-Siegel bestätigen.

Als erster deutscher und als dritter europäischer Airport nach Amsterdam und Dublin wurde Fuhlsbüttel nach der Öko-Norm ISO 14001 ausgezeichnet. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, fand Worte des Lobes: Hamburg erfasse nicht nur alle Auswirkungen des Flughafens auf die Umwelt, sondern setze auch eigene Umwelt-Leitsätze in die Praxis um. Das ISO-Zertifikat gilt drei Jahre, kann aber bei guter Führung erneuert werden.

Der Hamburger Rechtsanwalt Claus Schülke, der lärmgeplagte Flughafen-Anwohner vertritt, kritisierte das Öko-Siegel als „nichtssagend“. Die ISO-Norm gebe lediglich „Gewähr für die Richtigkeit der Meßdaten“, sage aber nichts darüber aus, „ob der Fluglärmschutz für die Anwohner reicht“. Nicht einmal die längst genehmigte zweite Lärmschutzhalle sei im Bau.

Der Flugverkehrsexperte der GAL, Detlev Grube, bedauerte, daß der Flughafen immer noch nicht „die im Koalitionsvertrag geforderte Lärmkontingentierung vorgelegt hat“. Gemeint ist eine Lärm-Höchstgrenze, die sämtliche startenden und landenden Flugzeuge in der Summe nicht überschreiten dürfen. Überdies ändere das Siegel, das dem Unternehmen umweltfreundliches Management bestätigt, „am Problem der wachsenden Luftverkehre nichts“.

Flughafen-Chef Hauschild indes traf diese Kritik gestern wenig. Er freute sich über die Umweltbilanz seines Unternehmens, das diese im druckfrischen „1. Flughafen-Umweltbericht Horizonte“ auf 30 Seiten auflistet: So wurde seit 1994 die Restabfallmenge pro Passagier von 319 auf 210 Gramm reduziert. Ein modernes Blockheizkraftwerk erzeugt ökologisch sinnvoll Energie. Die schadstoffbelasteten Niederschlagswässer, die bei der Enteisung von Flugzeugscheiben im Winter entstehen, werden nicht mehr in das Flüßchen Tarpenbek geleitet, sondern zur biologischen Reinigung ins Siel.

Und noch im Sommer sollen zehn Millionen Mark in Schallschutzfenster und Schalldämmlüfter in den angrenzenden Wohngebieten investiert werden. Lästig, so Hauschild, sei nur, daß die S-Bahn-Anbindung weiter auf sich warten lasse und 70 Prozent der Passagiere daher mit dem Pkw anreisten.

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