Kommissar Zufall soll helfen: Mordfälle Adelina, Dennis und Sybille
Aufklärung? Fehlanzeige
Vor genau einem Jahr wurde es in Bremen traurige Gewissheit: Die seit Monaten verschwundene elf Jahre alte Adelina ist tot. Am 7. Oktober fand eine Pilzsammlerin in einem Wald bei Bremen die fast schon skelettierte Leiche des Mädchens. Adelina, Tochter einer Deutsch-Russin, war Ende Juni auf dem kurzen Weg von ihrem Großvater nach Hause spurlos verschwunden. Mit dem Fund der Leiche wurde alles Hoffen und Bangen zunichte gemacht, das Mädchen noch lebend zu finden. Adelina fiel einem Sexualverbrecher zum Opfer. Nach ihrem Mörder sucht die Polizei noch immer.
„Es gibt nichts Neues“, lautet seit Monaten die Standardauskunft der Bremer Polizei zum Fall Adelina. Auch fast 2.000 Hinweise aus der Bevölkerung brachten die Beamten nicht weiter.
Noch immer sind viele Rätsel nicht geklärt – unter anderem, wie das Mädchen das Hochhaus, in dem der Großvater wohnt, verlassen hat. Der 28. Juni 2001 war ein Sommertag, zum Zeitpunkt des Verschwindens des Kindes am Nachmittag war es hell. Doch niemand sah die Elfjährige aus dem Haus kommen.
Die Sonderkommission stürzte sich nach dem Mord in den ersten Wochen und Monaten in aktivistische Aktionen: Mit großflächigen Plakatwänden und Flugblättern mit dem Bild Adelinas und Aufschriften wie „Du kannst mir helfen“ suchten die Ermittler den entscheidenden Hinweis. Tornados der Bundeswehr mit Wärmebildkameras überflogen die Umgebung von Bremen. Hundertschaften und Suchhunde durchkämmten das Gelände. Auch die Überprüfung von 346 Sexualstraftätern hat bis heute keine verwertbaren Ergebnisse gebracht.
Adelina ist im Großraum von Bremen nicht der einzige ungelöste Fall. Auch der Tod des neun Jahre alten Dennis aus Osterholz-Scharmbeck ist ungeklärt. Der Junge war Anfang September 2001 nachts aus dem Schullandheim Wulsbüttel (Kreis Cuxhaven) verschwunden. Seine Leiche wurde zwei Wochen später rund 40 Kilometer entfernt bei Zeven gefunden. Mehr als 2100 Hinweise sind bisher eingegangen – Ergebnisse konnte die Polizei bislang nicht präsentieren.
Dies gilt ebenso für den Fall der getöteten Sybille aus Visselhövede im Kreis Rotenburg. Die 16-Jährige war Ende Juli auf dem Heimweg von einem Disco-Besuch verschwunden und zwei Tage später tot in einem Teich gefunden worden.
So geben die Beamten mittlerweile zu, dass sie auf Kommissar Zufall hoffen. dpa
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