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KommentarViel Zoom in Silicon Valley

Foto: taz

Die Medienkritik

von Amna Franzke

Claus Kleber hat ein bisschen Angst. Vor Menschen im Silicon Valley, der Verheißung und Maschinen, die klüger sind als wir. Die erst unsere Jobs erledigen und dann unsere Gene umschreiben.

Wenn das „heute-journal“ im ZDF vorbei ist, Kleber und Gundula Gause ihre Blätter zusammen geklaubt haben, springt der Anchorman ins Flugzeug und dreht Reportagen. Gemeinsam mit der ZDF-Redakteurin Angela Andersen hat er bereits 2007 Kalifornien bereist, jetzt war er im Silicon Valley und wollte wissen, was sich dort seitdem verändert hat. Das Ergebnis zeigte das ZDF am vergangenen Sonntag um Mitternacht im Programm. Klassischer Doku-Sendeplatz. Kann man sich drüber aufregen. Oder es einfach in der Mediathek anschauen. Medienguru Stefan Niggemeier und Spiegel-Reporter Cordt Schnibben haben’s gesehen – und gefeiert.

Kleber ist zu Gast bei Facebook, Airbnb und im Zukunftslabor von Google. Trotz der hohen Dichte an Gesprächspartnern sind die Interviewsequenzen erstaunlich kurz. Sehr viel Zoom, sehr viele Stadtansichten, Facebook-Zentrale von oben, Hochhäuser von unten, Menschen mit Regenschirmen. Schön ist das alles nicht. Aber letztlich sind diese Szenen nur Platzhalter für Klebers Text.

Wo soll uns das alles hinführen? Eine Frage, die mit den Silicon-Valley-Gründern nicht verhandelt wird. Da heißt es dann bloß: Na ja, die Welt verändert sich eben schnell. Früher gab es auch keine Pizza.

Klebers kritische Reflexion verhallt zwischen New-Economy-Floskeln. Nur der Stanford-Dozent Neil Jacobsen stimmt mit ein und gibt zu bedenken, dass wir angesichts des wachsenden Reichtums einzelner Unternehmer ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen.

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