Kommentar: Die CMA ist überfällig

Die CMA funktioniert wie ein Gutsherren-Clan: Zahlen und Klappe halten. Die Bauern haben was Besseres verdient.

Soll man sich über schlechten Geschmack aufregen? Über Sprüche wie "Ewig lockt das Fleisch", "Deutschland hat GeCMAck" oder "Bestes vom Bauern"? Ja, man soll. Wären sie nur sexistisch, orthografisch unzulänglich, gaga - darüber ließe sich hinwegsehen. Hinter den Sprüchen steckt jedoch die Reklametruppe CMA, die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft. Und die lässt sich nicht ignorieren. Sie ist schon lange fällig. Wohltuend, dass das nun auch dem Bundesrechnungshof aufgefallen ist.

Die CMA funktioniert nach Gutsherrenart. Ihre Regeln bestimmen die Bauernfunktionäre. Hinter der Centrale stehen 43 Verbände der deutschen Fleisch- und Eierfabrikanten. Im Aufsichtsrat sitzt, wer im Agrobusiness Rang und Namen hat. Die Agentur will den Absatz von Milch und Fleisch ankurbeln und zum Wohle aller Berufskollegen kreativ werden. Doch Ideen und Wünsche der Bauern spielen bei ihrer Arbeit keine Rolle. Sie müssen nur zahlen - ob sie wollen oder nicht. Dabei haben die Versprechen mit der Realität nicht viel zu tun. Die Deutschen trinken nicht viel mehr Milch als vor fünf Jahren. Neue Werbeideen? Fehlanzeige. Den Biotrend haben die Bauern selbst entdeckt, lange vor der CMA. Regionale Produkte oder alte Nutztierrassen? Da kümmern sich Besitzer von hessischen Streuobstwiesen oder Lämmern aus der Lüneburger Heide besser selber drum.

Die CMA beschönigt derweil die industrialisierte Landwirtschaft. Die Agrarmanager machen damit, was sie am besten können: Lobbyismus in eigener Sache. Sie sichern sich ihre Pfründen durch gute Kontakte zur Regierung. Für kleinere Bauern, die mit der Groß- und Biligproduktion nicht mithalten können, bleibt bei diesen verkrusteten Strukturen wenig.

CSU-Agrarminister Horst Seehofer sieht anders als einst Renate Künast noch nicht einmal Reformbedarf bei der CMA. Das ist ärgerlich und mag viele Bauern überraschen: Seehofer bietet ihnen weniger Unterstützung im Kampf gegen ihre schlechten, teuren Interessenvertreter als die grüne Vorgängerin.

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War von 2002 bis 2013 in der taz, leitete dort zuletzt das Inlandsressort. Jetzt gehört sie zum Büro die-korrespondenten.de im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin. Sie schreibt vor allem über Umwelt-, Verbraucher- und Wirtschaftspolitik.

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