piwik no script img

KommentarRollenspiel mit Arbeitnehmern

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Das Kapitalbeteiligungsmodell der CDU ist nicht mehr als eine ideologisch unterfütterte Umschichtung.

A uch der Union ist es aufgefallen: In den vergangenen Jahren sprudelten die Gewinne vieler Unternehmen, während die Nettolöhne stagnierten. Kein Wunder also, dass jetzt nicht nur die SPD, sondern auch die Union erklärt, diese Gerechtigkeitslücke etwas schließen zu wollen. Wie das passieren soll, das sagt etwas aus über die aktuelle Verteilungsdiskussion in Deutschland.

Bild: taz

Barbara Dribbusch ist Redakteurin für Sozialpolitik im Inlandsressort der taz.

Die SPD wählt gleich den großen Begriff: Ein "Deutschlandfonds" müsse gegründet werden, an dem Beschäftigte Beteiligungen erwerben, die dann über Umwege ihren Firmen als Kapital zugeleitet werden. Die Unternehmen sollen die Beteiligung selbstverständlich "zusätzlich zum Tariflohn" gewähren. Schön. Die Union gab sich gestern pragmatischer: 500 Euro im Jahr sollen Unternehmen ihren Mitarbeitern als Kapitalbeteiligung gewähren dürfen, ohne dass darauf Steuern oder Sozialabgaben fällig werden. Das Geld soll auch keineswegs vom Tariflohn, sondern von "weitgehend zusätzlich gewährten Entgeltbestandteilen wie zum Beispiel außertariflichen Lohnsteigerungen" stammen, heißt es in dem Konzept. So würden abhängig Beschäftigte zu "selbstständigen Arbeitnehmern und Mitunternehmern" gemacht, verlautet aus der Union.

Nun verschenken Unternehmen bekanntlich nicht so gern Geld an ihre Beschäftigten - war da nicht was mit Tarifkämpfen und Streiks? Vor allem aber ist es ziemlich kühn, vorzugeben, dass Angestellte schnurstracks ins Unternehmerfach wechseln könnten, wenn sie jährlich ein paar hundert Euro Lohnbestandteil als Kapital der Firma zur Verfügung stellten. Schaufelt man das Blabla über "Mitunternehmertum" mal beiseite, bleibt eine staatliche Förderung von Spareinlagen, die als Firmenkapital geparkt werden. Im Konzept der Union kostet die Subventionierung immerhin 920 Millionen Euro. Diese Mindereinnahmen muss die öffentliche Hand an anderer Stelle erwirtschaften. Und dies trifft möglicherweise Geringstverdienende, Erwerbslose, kleine Selbstständige, die nichts haben von der ideologisch unterfütterten Umschichtung. Nur stellen diese Gruppen keine Mehrheit. Die ArbeitnehmerInnen hingegen schon. Das wissen auch Union und SPD.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!