Kommentar: Das Fastfood-Prinzip

Unwahrscheinlich, dass das Ex-Staatsunternehmen mit Congstar Kunden zurück gewinnen kann. Die Discountmarke ist teurer als sene Konkurrenten, Gut ist allein die Möglichkeit der fristlosen Kündigung.

"So einfach wie Fastfood" werde die Telekommunikation ab jetzt - so wirbt die Telekom für ihre neue Billig-Tochter Congstar. Was für ein Vergleich: Viele Menschen betrachten Fastfood vor allem als ungesund und geschmacksneutral. Außerdem ist Fastfood - gemessen am Nährwert - auch noch ziemlich teuer. Doch es scheint tatsächlich so zu sein, dass sich die Telekom daran orientiert. Denn die neue Marke unterscheidet sich kaum von anderen und ist auch nicht sonderlich billig. Dass es dem ehemaligen Staatskonzern damit gelingen wird, in großer Zahl preisbewusste KundInnen zurückzugewinnen, scheint unwahrscheinlich.

Zwar sind die Kosten deutlich günstiger als bei der Muttergesellschaft. Doch Congstar tritt im Mobilfunkbereich gegen die bereits eingeführten Billig-Tarife von Simyo, Tchibo und Aldi & Co an. Und die sind - bei vergleichbarer Leistung - um bis zu 25 Prozent günstiger. Auch bei den Flatrates, den Fixpreisen für Viel-TelefoniererInnen, und beim schnellen Internet-Zugang per DSL gibt es schon viele vergleichbare Angebote.

Zudem kommt das neue Angebot ziemlich spät. Denn wer nur auf den Preis achtet, der ist schon lange zur Telekom-Konkurrenz gewechselt. Um Kunden tatsächlich zurückzugewinnen, müsste das neue Angebot wirklich neue Maßstäbe in Sachen Preis und Leistung setzen. Doch davon kann keine Rede sein.

Dabei ist die Strategie der Telekom grundsätzlich richtig. Die Konkurrenz hat vorgemacht, dass es einen Markt für einfache, günstige Angebote gibt, die wenig Service bieten. Wenn das Unternehmen bestehen will, muss es auch um diese KundInnen kämpfen.

Zumindest eines ist an den neuen Angeboten von Congstar uneingeschränkt zu begrüßen: dass sie jederzeit ohne lange Fristen gekündigt werden können. In Zeiten, in denen die Gebühren für Telefon und Internet ständig sinken, scheint es anachronistisch, sich für zwei Jahre an einen Anbieter und einen Tarif zu binden. Schnell hin, schnell weg: Zumindest gegen diese Analogie zum Fastfood ist nichts einzuwenden.

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Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

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