Kommentar: Das richtige Signal
Die Kündigung des fragwürdigen Geschäfts im Berlin Carré wirkt zwar nur kurzfristig, ist aber dennoch zu begrüßen. Nicht zuletzt, weil ein öffentliches Unternehmen seiner politischen Verantwortung nachgekommen ist.
D ie Politik atmet auf. Das unter Rechtsextremen beliebte Kleidungslabel "Thor Steinar" ist um eine Repräsentanz gestutzt. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte hat dem Geschäft "Tønsberg" im Berlin-Carré zum nächstmöglichen Termin gekündigt. Spätestens ab Januar 2008 kann man dort also wieder frei von völkischen Symbolen shoppen.
Ausgeräumt ist das Problem damit keineswegs. Der Rausschmiss wirkt nur kurzfristig. Bald schon wird man die gleichen Pullis und die gleichen Verkäufer in einem ähnlichen Geschäft antreffen - nur eben an einem anderen Ort. Und wenn das ein Kiez sein sollte, in den das rechte Käuferklientel nicht erst die U-Bahn nehmen muss, wäre der gefürchtete Treffpunktcharakter dort gar eher möglich als in Mitte.
Trotzdem ist die Kündigung begrüßenswert und nicht unter schlichtem Aktionismus zu verbuchen. Denn auch wenn es Ausweichmöglichkeiten geben wird, ist die Kündigung für die Steinar-Clique alles andere als belanglos. Ein neuer Laden will erst gefunden sein, ein Umzug kostet Geld und Zeit. Obendrein dürfte die Berichterstattung der letzten Tage die öffentliche Sensibilität gegenüber der bei Rechten beliebten Marke deutlich erhöht haben. Das alles macht sich in der Kasse bemerkbar.
Zudem hat die Wohnungsbaugesellschaft als öffentliches Unternehmen die Aufgabe, ein klares Signal zu senden. Sie sollte als verlängerter Arm des rot-roten Senats bestimmte politische Ziele verfolgen. Da ist es nur konsequent, fragwürdigen Mietern, kein Dach überm Kopf zu gewähren - auch wenn sie an anderer Stelle wieder auftauchen könnten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!