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KommentarAh, Aschenbecher

Kommentar von Frederick Valin

Auf Grund des Rauchverbots wird wohl auch das Ansehen de Aschenbechers schwinden: zum Wehe der Vorschulkinder

D ass der Aschenbecher die Urform der Töpferei ist, wird niemand ernsthaft bestreiten, der einmal eine Vorschultöpferkursgruppenausstellung besucht hat: Neben den kubistischen Vasen und emaillierten Schmuckkästchen sieht man eine Unzahl mehr oder minder verkrüppelter Gefäße, mit zwei bis vier eingedellten Zigarrenhalterungen, und denkt: Ah, Aschenbecher. Bleibt die Frage, warum das so ist. Dazu muss man sich mal in die Lage eines zum Töpfern verdammten Schülers versetzen:

Angesichts der kleinen Picassos und Lehmbrucks am Nachbartisch leiden er unter einer kreativen Stresssituation, Versagensängste kommen auf, er fürchtet um Anerkennung und soziale Stellung. Während er in Angstschweiß badet, übernimmt sein Unterbewusstsein das Kommando und treibt die Urform des Tons an die Oberfläche: den Aschenbecher. Und schon vergeht die Kunststunde im Flug, und später gibt es gar Kopfgestreichel, 10 Euro von der Oma und 'ne zwei vom Kunstlehrer. Das Ego und Papas Geburtstagsgeschenk sind gerettet, und wenn auch aus dem Kleinen kein Künstler mehr wird, so doch ein einigermaßen nützliches Mitglied der Gesellschaft.

Mit der zunehmenden Kriminalisierung des Rauchens aber wird wohl auch das Ansehen des Aschenbechers leiden: Was aus den ganzen minderbegabten Töpferlehrlingen wird, mag man sich gar nicht ausmalen.

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1 Kommentar

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  • S
    seebaerli

    Lustige Idee und Umsetzung.