piwik no script img

KommentarDie Bombe Tempelhof

Aus juristischer Sicht muss der Senat keine Angst vorm Volsbegehren haben. Aus politischer Sicht aber schon.

Die Tempelhof-Fans geben den Zeitplan für ihr Volksbegehren bekannt, doch sie verschweigen eine nicht unwesentliche Tatsache: Ihre Initiative, die sich gegen die Einmottung des defizitären Flughafens richtet, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Der Senat erkennt das Ergebnis des Begehrens nicht an, egal, wie es ausfällt. Dabei argumentiert die Landesregierung vor allem formal, und selbst Basisdemokratie-Lobbyisten zweifeln nicht an, dass sie vor Gericht Recht behalten wird. Dennoch können sich Wowereit und Junge-Reyer in der Causa Tempelhof nicht entspannt zurücklehnen - denn das Volksbegehren kann trotz allem Sprengkraft entfalten.

Die Initiative hat in Rekordzeit tausende Unterschriften gesammelt, sie schiebt das erste Volksbegehren auf Landesebene an, das es nach Stand der Dinge zum Entscheid schaffen könnte. Dabei geht es kaum um Sachargumente: Natürlich ist es Irrsinn, für wenige Learjets von Firmenbossen ein riesiges Areal unrentabel zu betreiben. Natürlich ist es Quatsch, die Anwohner mit Lärm und Dreck zu belasten und ihnen die größte stadtentwicklungspolitische Chance der letzten Jahrzehnte vorzuenthalten.

Doch das Thema wird vor allem über Emotionen bespielt. Viele Berliner hängen am Flughafen der Luftbrücke, ganz gleich, wie viele gute Gründe für die Schließung sprechen. Es ist also nicht ganz abwegig, was sich die CDU längst in ihren Wunschträumen ausmalt: Der Senat könnte in die Verlegenheit kommen, gegen den Willen hunderttausender Wähler entscheiden zu müssen. Tempelhof, der wie ausgestorben wirkende Flughafen, dürfte Wowereit und Co. also noch eine lebendige Debatte bescheren. Es wird viel Fingerspitzengefühl nötig sein, die Bombe Tempelhof zu entschärfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • G
    Guderian

    Bombe ohne Zünder. Der

    Linienverkehr wird ganz natürlich ab 2011 über BBI laufen, problemlos. Da kann die ICAT klagen wie sie will. Und die paar Privat- und Geschäftsflieger können nie ein so großes Areal sinnvoll füllen. Ob dummdreiste Volksbegehrer ein paar Unterschriften sammeln oder nicht, kann nichts an den Tatsachen ändern. Tempelhof gibt es in Zukunft nur noch ohne Flugverkehr. Und das ist auch gut so.

  • FS
    Friedrich Stark aus Tempelhof

    Wie, bitte schön, soll ein Berliner Volksbegehren einen Landesplan Berlin-Brandenburg in wesentlichen Teilen ändern? Sollen die Brandenburger nicht gefragt werden? Sollen Sie brüskiert werden, indem Ihnen einfach eine "Westalgie" übergebügelt wird? Aber jede Demokratie hat Ihre Irrlichter, neu ist nur, dass diese über die Medien verkünden, dass sie einen Fahrplan haben...ins Nirvana des Politikgeschehens.

  • SD
    Stefan Dudzus

    Die BFG fordert für Ihre Gewerbeflächen innerhalb des Flughafens Tempelhof 17 ? pro m². Solche Mietpreisforderungen sollen potenzielle Mieter abschrecken, damit der Flughafen defizitär ist und bleibt um so die Schließung zu begründen. Als direkter Anwohner des Flughafens in der Einflugschneise Tempelhof, stören mich die Flugzeuge überhaupt nicht - wirklich störend sind Polizei-, Rettungs- und Feuerwehreinsätze die mit lautem Martinshorn (auch morgens um 3:00 Uhr) fahren, der Schwerlastverkehr sowie rasende Autofahrer, die den Tempelhofer Damm mit einer Autobahn verwechseln. Da kann man bei geöffnetem Fenster nicht schlafen.

     

    Wenn der Flughafen wie ausgestorben wirkt, dann liegt es daran, dass seit Jahren den Airlines erzählt wird "... wir machen ja gleich dicht, das lohnt sich doch für sie gar nicht, eine Flugverbindung nach Tempelhof zu einzurichten". So wird ein Flughafen ausgehungert, damit sich Wowereit ein Denkmal setzen kann (Wowi-Park) und wieder Chancen für Berlin vertan.

     

    Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage, ob Herr Wowereit sich vielleicht bei alten (Partei-)freunden revanchieren will, die in der Neuköllner Einflugschneise 1994 - 1996 spekulativ Immobilien gekauft haben sollen, die bei einer Schließung des Airports deutlich im Preis steigen werden?

  • JG
    Joachim Goerner - Osnabrück

    Den Entscheid des Volkes dass die Brücke gebaut werden muss wollte die Dresdner Regierung auch erst nicht wahrhaben. Dann zeigte sich dass der Entscheid durch das Volk so dermaßen bindend ist dass nicht einmal Alternativen zulässig sind.

  • G
    Guderian

    Bombe ohne Zünder. Der

    Linienverkehr wird ganz natürlich ab 2011 über BBI laufen, problemlos. Da kann die ICAT klagen wie sie will. Und die paar Privat- und Geschäftsflieger können nie ein so großes Areal sinnvoll füllen. Ob dummdreiste Volksbegehrer ein paar Unterschriften sammeln oder nicht, kann nichts an den Tatsachen ändern. Tempelhof gibt es in Zukunft nur noch ohne Flugverkehr. Und das ist auch gut so.

  • FS
    Friedrich Stark aus Tempelhof

    Wie, bitte schön, soll ein Berliner Volksbegehren einen Landesplan Berlin-Brandenburg in wesentlichen Teilen ändern? Sollen die Brandenburger nicht gefragt werden? Sollen Sie brüskiert werden, indem Ihnen einfach eine "Westalgie" übergebügelt wird? Aber jede Demokratie hat Ihre Irrlichter, neu ist nur, dass diese über die Medien verkünden, dass sie einen Fahrplan haben...ins Nirvana des Politikgeschehens.

  • SD
    Stefan Dudzus

    Die BFG fordert für Ihre Gewerbeflächen innerhalb des Flughafens Tempelhof 17 ? pro m². Solche Mietpreisforderungen sollen potenzielle Mieter abschrecken, damit der Flughafen defizitär ist und bleibt um so die Schließung zu begründen. Als direkter Anwohner des Flughafens in der Einflugschneise Tempelhof, stören mich die Flugzeuge überhaupt nicht - wirklich störend sind Polizei-, Rettungs- und Feuerwehreinsätze die mit lautem Martinshorn (auch morgens um 3:00 Uhr) fahren, der Schwerlastverkehr sowie rasende Autofahrer, die den Tempelhofer Damm mit einer Autobahn verwechseln. Da kann man bei geöffnetem Fenster nicht schlafen.

     

    Wenn der Flughafen wie ausgestorben wirkt, dann liegt es daran, dass seit Jahren den Airlines erzählt wird "... wir machen ja gleich dicht, das lohnt sich doch für sie gar nicht, eine Flugverbindung nach Tempelhof zu einzurichten". So wird ein Flughafen ausgehungert, damit sich Wowereit ein Denkmal setzen kann (Wowi-Park) und wieder Chancen für Berlin vertan.

     

    Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage, ob Herr Wowereit sich vielleicht bei alten (Partei-)freunden revanchieren will, die in der Neuköllner Einflugschneise 1994 - 1996 spekulativ Immobilien gekauft haben sollen, die bei einer Schließung des Airports deutlich im Preis steigen werden?

  • JG
    Joachim Goerner - Osnabrück

    Den Entscheid des Volkes dass die Brücke gebaut werden muss wollte die Dresdner Regierung auch erst nicht wahrhaben. Dann zeigte sich dass der Entscheid durch das Volk so dermaßen bindend ist dass nicht einmal Alternativen zulässig sind.

  • G
    Guderian

    Bombe ohne Zünder. Der

    Linienverkehr wird ganz natürlich ab 2011 über BBI laufen, problemlos. Da kann die ICAT klagen wie sie will. Und die paar Privat- und Geschäftsflieger können nie ein so großes Areal sinnvoll füllen. Ob dummdreiste Volksbegehrer ein paar Unterschriften sammeln oder nicht, kann nichts an den Tatsachen ändern. Tempelhof gibt es in Zukunft nur noch ohne Flugverkehr. Und das ist auch gut so.

  • FS
    Friedrich Stark aus Tempelhof

    Wie, bitte schön, soll ein Berliner Volksbegehren einen Landesplan Berlin-Brandenburg in wesentlichen Teilen ändern? Sollen die Brandenburger nicht gefragt werden? Sollen Sie brüskiert werden, indem Ihnen einfach eine "Westalgie" übergebügelt wird? Aber jede Demokratie hat Ihre Irrlichter, neu ist nur, dass diese über die Medien verkünden, dass sie einen Fahrplan haben...ins Nirvana des Politikgeschehens.

  • SD
    Stefan Dudzus

    Die BFG fordert für Ihre Gewerbeflächen innerhalb des Flughafens Tempelhof 17 ? pro m². Solche Mietpreisforderungen sollen potenzielle Mieter abschrecken, damit der Flughafen defizitär ist und bleibt um so die Schließung zu begründen. Als direkter Anwohner des Flughafens in der Einflugschneise Tempelhof, stören mich die Flugzeuge überhaupt nicht - wirklich störend sind Polizei-, Rettungs- und Feuerwehreinsätze die mit lautem Martinshorn (auch morgens um 3:00 Uhr) fahren, der Schwerlastverkehr sowie rasende Autofahrer, die den Tempelhofer Damm mit einer Autobahn verwechseln. Da kann man bei geöffnetem Fenster nicht schlafen.

     

    Wenn der Flughafen wie ausgestorben wirkt, dann liegt es daran, dass seit Jahren den Airlines erzählt wird "... wir machen ja gleich dicht, das lohnt sich doch für sie gar nicht, eine Flugverbindung nach Tempelhof zu einzurichten". So wird ein Flughafen ausgehungert, damit sich Wowereit ein Denkmal setzen kann (Wowi-Park) und wieder Chancen für Berlin vertan.

     

    Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage, ob Herr Wowereit sich vielleicht bei alten (Partei-)freunden revanchieren will, die in der Neuköllner Einflugschneise 1994 - 1996 spekulativ Immobilien gekauft haben sollen, die bei einer Schließung des Airports deutlich im Preis steigen werden?

  • JG
    Joachim Goerner - Osnabrück

    Den Entscheid des Volkes dass die Brücke gebaut werden muss wollte die Dresdner Regierung auch erst nicht wahrhaben. Dann zeigte sich dass der Entscheid durch das Volk so dermaßen bindend ist dass nicht einmal Alternativen zulässig sind.

  • G
    Guderian

    Bombe ohne Zünder. Der

    Linienverkehr wird ganz natürlich ab 2011 über BBI laufen, problemlos. Da kann die ICAT klagen wie sie will. Und die paar Privat- und Geschäftsflieger können nie ein so großes Areal sinnvoll füllen. Ob dummdreiste Volksbegehrer ein paar Unterschriften sammeln oder nicht, kann nichts an den Tatsachen ändern. Tempelhof gibt es in Zukunft nur noch ohne Flugverkehr. Und das ist auch gut so.

  • FS
    Friedrich Stark aus Tempelhof

    Wie, bitte schön, soll ein Berliner Volksbegehren einen Landesplan Berlin-Brandenburg in wesentlichen Teilen ändern? Sollen die Brandenburger nicht gefragt werden? Sollen Sie brüskiert werden, indem Ihnen einfach eine "Westalgie" übergebügelt wird? Aber jede Demokratie hat Ihre Irrlichter, neu ist nur, dass diese über die Medien verkünden, dass sie einen Fahrplan haben...ins Nirvana des Politikgeschehens.

  • SD
    Stefan Dudzus

    Die BFG fordert für Ihre Gewerbeflächen innerhalb des Flughafens Tempelhof 17 ? pro m². Solche Mietpreisforderungen sollen potenzielle Mieter abschrecken, damit der Flughafen defizitär ist und bleibt um so die Schließung zu begründen. Als direkter Anwohner des Flughafens in der Einflugschneise Tempelhof, stören mich die Flugzeuge überhaupt nicht - wirklich störend sind Polizei-, Rettungs- und Feuerwehreinsätze die mit lautem Martinshorn (auch morgens um 3:00 Uhr) fahren, der Schwerlastverkehr sowie rasende Autofahrer, die den Tempelhofer Damm mit einer Autobahn verwechseln. Da kann man bei geöffnetem Fenster nicht schlafen.

     

    Wenn der Flughafen wie ausgestorben wirkt, dann liegt es daran, dass seit Jahren den Airlines erzählt wird "... wir machen ja gleich dicht, das lohnt sich doch für sie gar nicht, eine Flugverbindung nach Tempelhof zu einzurichten". So wird ein Flughafen ausgehungert, damit sich Wowereit ein Denkmal setzen kann (Wowi-Park) und wieder Chancen für Berlin vertan.

     

    Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage, ob Herr Wowereit sich vielleicht bei alten (Partei-)freunden revanchieren will, die in der Neuköllner Einflugschneise 1994 - 1996 spekulativ Immobilien gekauft haben sollen, die bei einer Schließung des Airports deutlich im Preis steigen werden?

  • JG
    Joachim Goerner - Osnabrück

    Den Entscheid des Volkes dass die Brücke gebaut werden muss wollte die Dresdner Regierung auch erst nicht wahrhaben. Dann zeigte sich dass der Entscheid durch das Volk so dermaßen bindend ist dass nicht einmal Alternativen zulässig sind.