Kommentar: Der Spielraum wird erweitert
Kulturprojekte für Kinder und Jugendlichen sollen sträker gefördert werden.
Jetzt nicht gleich wieder kritteln: 3,6 Millionen Euro für die kulturelle Bildung der Kindergartenkinder und Grundschüler sind zwar objektiv weniger als ein Prozent des gesamten Etats, den das Land diesen Einrichtungen gewährt. Doch in der Realität können ErzieherInnen und LehrerInnen mit diesem Geld eine Menge machen und den kulturellen Horizont der ihnen Anvertrauten erweitern.
Die Theater etwa verlangen von Schul- und Kindergartengruppen oft nicht mehr als einen Euro Eintritt pro Person. Daher studieren viele ErzieherInnen bereits jetzt regelmäßig die Spielpläne und besuchen mit den Kindern Vorstellungen - die einen häufiger, andere seltener. Wie oft die Gruppe sich ins Theater aufmacht, das hängt von mehreren Faktoren ab: ob die Lehrer oder Erzieher engagiert sind, wie entgegenkommend das Jugendtheater ist und ob die Eltern dahinter stehen.
Meistens werden Theaterbesuche und andere kulturelle Events nämlich aus speziell eingerichteten Gruppenkassen bezahlt oder das Geld vorher eingesammelt. Gerade für Eltern mit geringem Einkommen sind die monatlichen fünf oder zehn Euro für solche Aktivitäten keine läppische Summe. Die Geldspritze des Senats könnte also helfen, den Spielraum für Extra-Aktivitäten, wie Theaterbesuche oder musikalische Früherziehung, erheblich zu erweitern.
Doch hat der Senat mit diesem Projekt weitere Verpflichtungen übernommen. Ein Theaterbesuch etwa ist viel eindrücklicher, wenn er richtig vorbereitet wird und ErzieherInnen anschließend Zeit haben, das Erlebte gemeinsam mit Theaterpädagogen auszuwerten. Und hier gilt wiederum: Zeit ist Gehalt. Die Personalausstattung der Kitas, Schulen und auch der Theater lässt Vor- und Nachbereitungen kaum zu. Die Pädagogen sind häufig gezwungen, das zusätzlich zu ihren anderen Verpflichtungen zu erledigen. Man kann es ihnen nicht verübeln, wenn sie dieses Engagement scheuen.
Wenn der Senat es mit der kulturellen Bildung der Kinder ernst meint, muss er auch für eine bessere Betreuung sorgen. Sonst verpufft die Wirkung.
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