Kommentar: Politisches Comeback
Die Mayday-Parade repolitisiert den Kreuzberger 1. Mai.
Unpolitisch, sinnentleert, ritualisiert - was wurde dem 1. Mai in Kreuzberg in den letzten Jahren nicht alles vorgehalten. Und es war ja tatsächlich so: Die Krawalle beherrschten die öffentlichen Debatten, während die politischen Anliegen der Demonstranten in den Rauchschwaden der brennenden Mülltonnen untergingen. Doch Todgesagte leben länger: Der Kreuzberger 1. Mai erlebt sein politisches Comeback.
Das Myfest hat sicherlich dazu beigetragen. Immerhin ist es den Organisatoren gelungen, ein alternatives Straßenfest in Kreuzberg zu etablieren, das die Randalebereitschaft der zumeist Jugendlichen eingedämmt hat.
Auch den beiden Revolutionären 1. Mai-Demonstrationen soll ihr politisches Ansinnen nicht abgesprochen werden. Doch die traditionelle Demo der Maoisten zählt gerade noch 100 Teilnehmer und wird nicht einmal mehr in linken Zusammenhängen Ernst genommen.
Die Demo der Autonomen am Abend lockt ihre Anhänger zwar im fünfstelligen Bereich. Aber auch ihr martialisches Auftreten im schwarzen Einheitslook wirkt zunehmend deplaziert, wenn die Polizei gar kein Interesse mehr hat, ihre Demo aufzulösen.
Die Mayday-Parade repolitisiert den 1. Mai: Nicht weil die Aktivisten mit witzig geschmückten Pappschildern eine erfrischend abwechslungsreiche Form zu den üblichen Mai-Umzügen gefunden haben, sondern der thematischen Orientierung wegen: Gegen Prekarisierung gehen sie auf die Straße - und reagieren damit auf eine veränderte Arbeitswelt, in der es sozial abgesicherte Arbeitsverhältnisse immer weniger gibt. Was sie vor allem dabei unterscheidet: Nicht über das Elend der anderen reden sie, sondern über sich selbst. Das macht sie glaubwürdig.
Kommentar: Politisches Comeback
Die Mayday-Parade repolitisiert den Kreuzberger 1. Mai.
Unpolitisch, sinnentleert, ritualisiert - was wurde dem 1. Mai in Kreuzberg in den letzten Jahren nicht alles vorgehalten. Und es war ja tatsächlich so: Die Krawalle beherrschten die öffentlichen Debatten, während die politischen Anliegen der Demonstranten in den Rauchschwaden der brennenden Mülltonnen untergingen. Doch Todgesagte leben länger: Der Kreuzberger 1. Mai erlebt sein politisches Comeback.
Das Myfest hat sicherlich dazu beigetragen. Immerhin ist es den Organisatoren gelungen, ein alternatives Straßenfest in Kreuzberg zu etablieren, das die Randalebereitschaft der zumeist Jugendlichen eingedämmt hat.
Auch den beiden Revolutionären 1. Mai-Demonstrationen soll ihr politisches Ansinnen nicht abgesprochen werden. Doch die traditionelle Demo der Maoisten zählt gerade noch 100 Teilnehmer und wird nicht einmal mehr in linken Zusammenhängen Ernst genommen.
Die Demo der Autonomen am Abend lockt ihre Anhänger zwar im fünfstelligen Bereich. Aber auch ihr martialisches Auftreten im schwarzen Einheitslook wirkt zunehmend deplaziert, wenn die Polizei gar kein Interesse mehr hat, ihre Demo aufzulösen.
Die Mayday-Parade repolitisiert den 1. Mai: Nicht weil die Aktivisten mit witzig geschmückten Pappschildern eine erfrischend abwechslungsreiche Form zu den üblichen Mai-Umzügen gefunden haben, sondern der thematischen Orientierung wegen: Gegen Prekarisierung gehen sie auf die Straße - und reagieren damit auf eine veränderte Arbeitswelt, in der es sozial abgesicherte Arbeitsverhältnisse immer weniger gibt. Was sie vor allem dabei unterscheidet: Nicht über das Elend der anderen reden sie, sondern über sich selbst. Das macht sie glaubwürdig.
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Kommentar von
Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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Felix Lee
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