piwik no script img

KommentarKreative Gleichbehandlung

Die NPD sucht mal wieder vergeblich nach einem Raum für ihren Landesparteitag. Darf man eine Partei, die nicht verboten ist, dermaßen in ihrem Geschäft behindern?

Darf man Nazis Räume vermieten, wenn sie sich zu einem Parteitag treffen wollen? Alle paar Monate stellt sich dies Frage neu, wenn die NPD einen Saal sucht. Im November musste die Berliner NPD gar nach Brandenburg ausweichen. Auch für den für Samstag geplanten Parteitag fehlt noch der passende Ort. Denn die Buchung des Saals im Tempelhofer Rathaus wurde vom Bezirk storniert. Aber darf man eine Partei, die nicht verboten ist, dermaßen in ihrem Geschäft behindern?

Das hängt ganz davon ab, ob es sich um staatlichen oder zivilen Widerstand handelt. Private Vermieter können den Nazis ohne weiteres die Tür weisen. Schließlich kann niemand dazu gezwungen werden, unliebsame Gäste zu beherbergen.

Anders sieht es bei staatlichen Institutionen aus. Die dürfen keine Partei benachteiligen - selbst wenn das bei der NPD wünschenswert erschiene. Doch das würde Willkür Tür und Tor öffnen. Bei der Vergabe öffentlicher Räume gilt daher das Prinzip der Gleichbehandlung: Entweder man überlässt diese keiner Partei und verbannt somit sämtliche Politik aus den öffentlichen Häusern. Das aber wäre absurd. Oder man stellt die Räume allen zur Verfügung - dann aber auch den ungeliebten Nazis.

Gleichbehandlung schließt jedoch keineswegs aus, die Raumvergabe an Bedingungen zu knüpfen. Das nutzt der Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Er genehmigt nur öffentlich zugängliche Veranstaltungen in seinem Rathaus. So muss die NPD entweder auf den Saal verzichten oder sich bei ihren Debatten über die Schulter schauen lassen. Die NPD zieht es vor, hinter verschlossenen Türen zu tagen. Das aber ist ihre Entscheidung - und nicht das Problem der demokratischen Mehrheit. Die steht nur noch vor der Frage, ob ihr der kreative Widerstand der Behörden ausreicht, oder ob sie auch persönlich gegen die NPD demonstriert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!