Kommentar: Schulbeispiel für Datenschutz
Der Kompromiss um eine Schülerdatei sollte Schule machen.
Die Aufgabe klingt eigentlich recht einfach. Und sie sollte für eine Schulverwaltung durchaus lösbar sein: Ein Schüler und noch ein Schüler und noch einer und noch einer. Und wenn man alle durchgezählt hat, müsste man am Ende in Berlin auf ungefähr 333.000 kommen. Ein Problem war jedoch bisher, dass tatsächlich nicht Schüler, sondern Schulanmeldungen gezählt wurde. Das hat in den vergangenen Jahren eine exakte Bedarfsplanung nahezu unmöglich gemacht. Deshalb ist es nur logisch und sinnvoll, wenn nun eine zentrale Schülerdatei eingeführt wird.
Der Protest dagegen war eigentlich mehr als erwartbar. Und in Zeiten, in denen wieder vermehrt über Datenschutz diskutiert wird, auch mehr als verständlich. Denn wenn zentral ausgewertet werden kann, ob einzelne Schüler etwa einen Migrationshintergrund haben oder besonderer finanzieller Hilfen bedürfen, dann ist das nicht gerade ein für die Schulplanung notwendiger Erkenntnisgewinn. Es birgt vielmehr die Gefahr des Datenmissbrauchs und der Stigmatisierung der Betroffenen.
Die Debatte um die neue Datei ist somit ein Schulbeispiel für den Umgang mit sensiblen Daten. Sie zeigt, dass ihre Erhebung an sich nichts Schlimmes sein muss. Im Gegenteil: Ohne eine gute Statistik stochert Politik nur im Nebel. Sie zeigt aber auch, dass Datenerhebung mit Augenmaß betrieben werden muss.
Zum Glück haben in diesem Fall beide Seiten nicht nur gute Fürsprecher, sondern auch Gehör gefunden. Natürlich hätte man auch schneller zum nun vorliegenden Kompromiss kommen können. Dann hätte sich die rot-rote Koalition einigen, auch internen Ärger und die Schülervertretung etwas Aufregung sparen können. Doch auch der Verlauf der Debatte könnte Schule machen. Weil niemand auf seiner anfangs recht starren Position beharrt hat. Das Fallbeispiel Schülerdatei gehört auf jeden Lehrplan.
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