Kommentar: Mehr Demokratie beim Lotto
Noch besser wäre es, wenn die Lottospieler mehr Mitbestimmung erhalten würde. Zum Beispiel mit einem Kreuz mehr.
Die Lottostiftung ist so eine Art Nebenhaushalt: Der Topf wird reich gefüllt durch die Einnahmen aus dem Lottospiel. Geschützt werden die stetig sprudelnden Einnahmen durch ein Monopol: Kein privater Anbieter darf ein vergleichbares Glücksspiel veranstalten. Über die Verteilung dieser Gelder entscheidet dann ein Gremium mit den Spitzenpolitikern des Landes. Die bedenken dabei übrigens auch sich selbst: Die parteinahen Stiftungen erhielten im Jahr 2008 mehr als zwei Millionen Euro von der Stiftung. Nachzulesen ist all das in einem Bericht, der alle drei Monate veröffentlicht wird und der in vorbildlicher Transparenz jeden einzelnen ausgegebenen Euro aufführt.
Der Bericht zeigt auch, dass die großen Summen vor allem an etablierte Einrichtungen gehen: An die Kirchen, an die Berliner Philharmoniker oder die staatliche Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Museen. Doch auch innovative Nischenprojekte erhalten eine Chance und kommen immer wieder über die Stiftung an dringend benötigtes Geld.
Noch besser wäre es allerdings, wenn die Lottospieler mehr Mitbestimmung erhalten würde. Wer eh schon sieben Kreuze macht, kann auch noch ein weiteres machen. Und so festlegen, ob der gemeinnützige Teil seines individuellen Einsatzes zum Beispiel die Bildung, die Kultur, den Sport oder die Umwelt fördern soll. Jede Wette: Eine beachtliche Prozentzahl der Spieler würde sich für die Umwelt entscheiden. Und dann müsste die Lottostiftung sich selbst auf die Suche nach geeigneten Projekten machen, anstatt auf Anträge zu warten.
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