Kommentar: Erfolgreiches Rütli ohne Zaun
Die neue Bildungslandschaft des Campus Rütli soll und muss vor allem eines sein: einladend.
Ja, es stimmt: Es gibt Campus-Unis, die ihr Gelände mit einem Zaun von der Umgebung trennen. Und ja, es stimmt auch, dass die meisten Schulen Zäune und Mauern haben, um unerwünschte Eindringlinge abzuwehren. Und dass Kitas umzäunt sind, um kleine Ausreißer nicht weit kommen zu lassen, versteht sich von selbst.
Doch beim Campus Rütli, dem Vorzeigeschulprojekt für Neukölln, ist die Sache anders gelagert. Denn der Bezirk plant auf dem 45.000 Quadratmeter großen Gelände eine umfassende Bildungslandschaft, die vor allem eins sein soll und sein muss: einladend.
Denn das ist die Grundidee des Campus Rütli: Er soll Menschen, die bislang gern mit dem Attribut "bildungsfern" beschrieben werden, Bildung nahebringen, sie ermutigen, die Angebote in Anspruch zu nehmen, die der Campus zu bieten hat. Das mehrere Häuserblocks große und eine ganze Straße umfassende Gelände dabei mit einem Zaun abzuriegeln, den Zugang mit Toren zu versehen, scheint geradezu widersinnig - Offenheit und Öffentlichkeit der Angebote werden damit nicht suggeriert.
Dass der Bezirk sich dennoch für die Umzäunung ausspricht, weil er die Kosten eventueller Vandalismusschäden auf dem Gelände nicht zu tragen in der Lage wäre, ist nachvollziehbare Neuköllner Realität. Traurig ist sie dennoch: Es waren Gewalt und Aggression, die zu der Idee Campus Rütli einst führten. Der Campus soll sie besiegen - wenn er dabei einen Zaun braucht, hat er sein Ziel nicht erreicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!