piwik no script img

KommentarDer falsche Gegner

Kommentar von Svenja Bergt

Mit dem Plan, gegen die Flugsicherung zu klagen, gehen die AnwohnerInnen der Politik auf den Leim.

E s hat schon etwas Tragisches, wenn eine Bürgerinitiative gegen Fluglärm ihren letzten Ausweg darin sieht, sich über die Behörde zu beschweren, die die Routen plant. Doch mit ihrer Kritik an der Deutschen Flugsicherung und der geplanten Dienstaufsichtbeschwerde haben sich die Aktivisten vom Müggelsee den falschen Gegner ausgesucht. Und gehen gleichzeitig der Politik auf den Leim.

Wenn der Bundesverkehrsminister verlässliche Planungen fordert, wenn der Regierende Bürgermeister Flugrouten einen "Skandal" nennt, dann tun sie das keineswegs, weil ihnen die künftig vom Fluglärm Betroffenen so leid tun. In Sachen Beliebtheit ist es gut zu versichern, dass man selbst nicht Schuld ist an den ungeliebten Routen. Und sie natürlich ändern würde, wenn man könnte.

Dabei ist die Politik nicht ganz ohne Einfluss. Wer hat schließlich den Standort des Flughafens geplant, wer seine Dimension, wer will den Parallelbetrieb? Die Flugsicherung, die sich um die Routen kümmert, untersteht dem Bundesverkehrsministerium und plant nach den Vorgaben, die sie bekommt.

Dass die Maschinen nach dem Start Kurven fliegen müssen, ist dem Wunsch nach unabhängigem parallelem Flugbetrieb auf beiden Startbahnen geschuldet. Den wiederum wollen die Flughafenbetreiber, also Berlin, Brandenburg und der Bund. Wenn sie wirklich wollte, könnte die Politik daher durchaus etwas ändern. Nicht an den Routen selbst. Aber an den Voraussetzungen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

1 Kommentar

 / 
  • RS
    Ralf Steikert

    Ihr Vorschlag, an den Voraussetzungen etwas zu ändern, ist falsch. Der sog. Parallelbetrieb in BBI ist nötig, weil die verfügbaren Pisten in Berlin von sechs (Tegel + Tempelhof + Schönefeld) auf zwei reduziert werden. Das dies funktioniert, wird in Fliegerkreisen bezweifelt (ich bin selbst Pilot). Das es überhaupt funktionieren kann, ist nur mit einem Parallelbetrieb möglich, weil dabei beide Pisten völlig unabhängig voneinander betrieben werden. Und zwar so, als wären es zwei unabhängigie Flughäfen mit je einer Piste.

     

    Der Parallelbtrieb kann also nicht zur Diskussion stehen.

     

    Der Wunsch nach weniger Fluglärm ist verständlich. Aber wenn man sich den Ist-Zustand (auch auf Ihrer Homepage) der Flugrouten und des Lärms ansieht, sieht man schnell, das die ganze Diskussion etwas hysterisch geführt wird. So viel wird sich gar nicht ändern.