Kommentar:: Keine Lobby für die Breite
Der Rückzug des Staates und die Affirmation des Wettbewerbs durch die Unis sind zwei Seiten derselben Medaille
D rei "rektorable" Kandidaten hätten sich präsentiert, sagte ein Mitglied des Akademischen Senats. Das Lob lässt sich so übersetzen: Drei Bewerber traten an, die die gleichen Rezepte hatten, um die Uni aus ihrer strukturellen Unterfinanzierung zu ziehen: Fokussierung, Konzentration, Profilbildung.
Es ist mitnichten die Schuld der Uni, dass der Senat ihr im letzten Jahrzehnt den Geldhahn ein ganzes Stück weit zugedreht hat. Und doch sind der Rückzug des Staates und die Affirmation des Wettbewerbs durch den Wissenschaftsbetrieb selbst zwei Seiten der gleichen Medaille.
Die Wissenschaftsfunktionäre beklagen die dürftigen staatlichen Zuschüsse. Sie lassen aber zu, dass das entstehende Vakuum durch Wettbewerbsinstrumente und private Förderung aufgefüllt werden soll.
Doch nicht jede Uni kann ein Leuchtturm sein. Wozu auch? An den Unis sollen mehr Studierende denn je ausgebildet werden. Das ist ihre Aufgabe. Doch Breite hat im akademischen Betrieb keine Lobby mehr. Es ist nichts gegen Spitzenforschung einzuwenden. Sehr wohl aber dagegen, dass sie als einzig legitimer Empfänger auskömmlicher Finanzierung ausgeschrieben ist. Das tut der Staat mit Instrumenten wie dem Exzellenzwettbewerb. Unis, die nicht mithalten können, bleibt kaum noch etwas. Das darf der Wissenschaftsbetrieb nicht akzeptieren.
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