■ Kommentar: Von Fettnapf zu Fettnapf
Parlamentspräsident Herwig Haase springt von einem Fettnäpchen ins nächste, und die Abstände werden immer kürzer. Vor lauter Peinlichkeiten jedoch geht zuweilen unter, daß Haase die Öffentlichkeit zumeist nicht mit unpolitischen Kleinigkeiten brüskiert. Der Mann haut konsequent politisch daneben.
„Ich bin kein fehlerloser Mensch“, gab Haase gestern kleinlaut zu Protokoll, womit er seine neueste Glanzleistung zu erklären suchte: das ungenehmigte Fällen von Bäumen auf seinem Privatgrundstück. Bei dieser Einschätzung mag man ihm nicht widersprechen. Diesmal war Haase der Meinung, daß er für das Abholzen von „wildgewachsenen Bäumen aus Mauerzeiten“ keine Genehmigung brauche. Gewohnheitsrecht also, ungeachtet geltender Gesetze. Jüngst lud Haase als Parlamentspräsident den Führer der italienischen Neofaschisten, Gianfranco Fini, zum politischen Austausch. Dann mußte er ihn auf öffentlichen Druck hin wieder ausladen. Und erst im Januar sorgte er für Schlagzeilen, als er am Holocaust-Gedenktag Opfern und Tätern gleichermaßen gedenken wollte. Erklärt hat er seine damaligen Worte, nicht aber inhaltlich voll zurückgenommen.
Haase mag für das Parlament peinlich sein. Peinlich sind auch seine entschuldigenden Erklärungen, mit denen er sich zumeist noch weiter in Widersprüche verstrickt. Entscheidend allerdings ist, daß seine Ausflüge in die Fettnäpfe der Republik zumeist außerhalb des demokratischen Konsenses landen. Barbara Junge
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