■ Kommentar: Notwendige Grenze
Wie mit rechtsextremen Jugendlichen umgehen? Jahrelang waren sie in der alten Bundesrepublik eine – scheinbar – vernachlässigbare Größe. Solange nämlich, wie sie ihr neonazistisches Gedankengut weitgehend für sich behielten und im Schulunterricht gerade einmal mit den Augen rollten, wenn über Auschwitz geredet wurde. Jahrelang mühten sich gutmeinende Pädagogen ab, um die Folgen von 1933 zu schildern, Ursachen zu benennen. Kein Kapitel der deutschen Geschichte ist inzwischen so umfangreich erforscht wie der Nationalsozialismus. Es hat alles, so scheint es, wenig geholfen. Seit der Vereinigung bricht sich Bahn, was insgeheim geschlummert hat.
Stillschweigend geduldet von Teilen der Öffentlichkeit, ziehen heute Skinheads durch ihre Viertel und schlagen zusammen, was ihren völkischen Ideen nicht entspricht. Nun hat der Staatssekretär Klaus Löhe gefordert, es müsse in erster Linie über die Probleme gesprochen werden, die die Jugendlichen haben und nicht über jene, die sie der Gesellschaft bereiten. Das klingt zunächst vernünftig. Denn jeder Versuch, rechtsextreme Jugendliche von der Unmenschlichkeit ihrer Ideologie zu überzeugen – und sei diese in den Köpfen nur als Spurenelemente vorhanden – sollte unternommen werden. Nur stellt sich die Frage: Wie weit soll dieses Engagement mit öffentlichen Geldern finanziert werden? Wie reagieren gegenüber einem Jugendprojekt, das ein Café eröffnet und anschließend Ausländern den Zutritt verweigert? Eine Sozialarbeit, die sich nur als Beschäftigungsverein versteht und keine ethischen Überzeugungen mehr vorzuweisen hat, ist überflüssig. Den „Betroffenen“, die heute oftmals Täter sind, muß in aller Deutlichkeit klargemacht werden, daß es Grenzen gibt, die eine Zusammenarbeit unmöglich machen. Severin Weiland
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