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■ KommentarHamburg spielt mit

KOMMENTAR

Hamburg spielt mit

Keine andere Stadt hat so ein umfangreiches Glücksspielangebot wie Hamburg. Neben zwei Pferderennbahnen und zahlreichen Casinos kann die Hansestadt vor allem auf ein flächendeckendes Angebot an Glücksspielautomaten verweisen, diese Kästen, die für 30 Pfennige Einsatz einen Höchstgewinn von drei Mark ausspucken. Während sich 523 HamburgerInnen einen Briefkasten, 404 eine Telefonzelle teilen müssen, steht 205 EinwohnerInnen ein Geldspielgerät zur Verfügung.

Für Hamburgs PolitikerInnen bedeutet die Glücksspielflut vor allem Geld. Nicht weniger als 96,7 Millionen Mark Abgaben führte allein die Spielbank Hamburg ins Stadtsäckel ab, die Besteuerung der Daddelautomaten brachte noch einmal 18 Millionen in die Haushaltskassen.

Bei solchen Einnahmen hat die Hansestadt wenig Interesse daran, die Glücksspielwelle eindämmen. Abgesehen von der Wahnsinnssumme von 1000 Mark jährlich für eine Spielsüchtigen- Selbsthilfegruppe, kümmert sich der Senat nicht um die Folgekosten des Glücksspielbooms. Dafür, daß immer mehr Menschen in den Ruin und die Beschaffenheitskriminalität rutschen, ist er nicht zuständig.

Ob der Senat es sich vielleicht doch etwa kosten lassen will, den Suchtboom zu stoppen, wird sich zeigen, wenn im Bundesrat in wenigen Wochen darüber entschieden wird, ob Einsatz und Gewinn der Geldspielautomaten um ein Drittel erhöht werden - von 30 auf 40 Pfennige. Da die flächendeckende Versorgung mit Geldspielgeräten längst erreicht ist, können die Spielhallen-Ketten ihren Profit nur noch durch eine Verteuerung des Spieleinsatzes erhöhen. Für Hamburg würde die neue Regelung weitere Steuermillionen bedeuten, Tausende von HamburgerInnen könnten sich dafür noch schneller in den Ruin spielen. Doch daß die Hamburger VolksvertreterInnen auf Geld verzichten, um die Sucht nicht weiter ausufern zu lassen, scheint fast schon zuviel verlangt. Marco Carini

Siehe Bericht Seite 30

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