■ Kommentar: Schädlicher Kurzschluß
KOMMENTAR
Schädlicher Kurzschluß
Was wäre passiert, hätte Kultursenatorin Christina Weiss die Roma und Sinti auf das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme gelassen und wäre selbst erschienen, um öffentlich mit Rudko Kawczynski zu diskutieren? Medien und kritische Öffentlichkeit hätten der Senatorin zu ihrem politischen Mut gratuliert und es wäre zu einem außergewöhnlichen Dialog vor laufenden Kameras gekommen, der einiges von dem blutigen Debakel hätte verhindern können, das sich dort jetzt abspielt. Und danach? Es hätte eine Zeit weiterer Diskussionen gegeben, vielleicht ein dezentes politisches Nachdenken über die Bürde der deutschen Geschichte und irgendwann wären die Roma und Sinti friedlich vom Gelände abgezogen. Stattdessen hat Christina Weiss den Weg der Gewalt gewählt. Ein überflüssiger, schädlicher und konsequenzenreicher Kurzschluß, denn das herrschaftliche Prinzip der Konfliktvermeidung hat noch immer zu größeren Eruptionen geführt. Daß jetzt verhandelt werden muß, weil der gesellschaftliche Druck gegen diese unmögliche Vorgehensweise zu groß wird, auch das hätte man vorher wissen können. Warum also dieses Muskelspiel? Regiert etwa die Angst vor Konflikten die Kulturbehörde? Till Briegleb
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