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■ KommentarRotgrün oder links?

KOMMENTAR

Konflikte runterspielen war Trumpf in den vergangenen Wochen bei der GAL. Um die Wahlkampfchancen nicht unnötig zu mindern, übten sich die grünen Lager öffentlich in Harmonie, verzichteten auf Grundsatzauseinandersetzungen, verabschiedeten ganz friedlich eine Wahlkampfplattform und fanden sogar ein gemeinsames Ziel: den rotgrünen Senat. Man hatte fast den Eindruck, es sei eigentlich egal, ob Krista Sager, Jutta Biallas oder Karla Sonstwer an diesem Wochenende zur Spitzenkandidatin gewählt wird.

Das Gegenteil ist der Fall. Die heutige Kandidatenkür wird das entscheidende Signal sein: für den Bürgerschaftswahlkampf, für den Urnengang selbst, für mögliche Koalitionsverhandlungen mit der SPD und schließlich für den künftigen Kurs der Grünen.

Für den Wahlkampf, weil eine Spitzenkandidatin Jutta Biallas für den politischen Gegner wegen ihrer politischen Vergangenheit eine größere Angriffsfläche bietet als ihre Kontrahentin. Man mag zu Vorwürfen à la „Westblockflöte“ stehen, wie man will, es wird eine Menge politischer Kraft kosten, sie zu kontern.

Für die Wahl selbst, weil eine Spitzenkandidatin Jutta Biallas natürlich eine andere — und vermutlich zahlenmäßig kleinere Klientel — anspricht, als eine Spitzenkandidatin Krista Sager.

Für die Koalitionsverhandlungen, weil der Listenplatz eins natürlich auch ein Signal für die SPD ist. Die Wahl Krista Sagers würde die Position jener Sozialdemokraten stärken, denen ein rotgrünes Bündnis näher liegt als andere denkbare Koalition. Hat Biallas die Nase vorn, werden sich alle Sozis freuen, denen jede andere Koalition recht ist, nur kein rotgrünes Bündnis.

Womit wir beim Kurs der GAL wären (und fast schon wieder bei ganz ollen Kamellen). Natürlich steht hinter der Auseinandersetzung Sager/Biallas der Streit um das künftige Profil. Rotgrüne Reformpartner oder linke Alternative zu einer nach rechts driftenden Sozialdemokratie. Uli Exner

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