■ Kommentar: Auf nach Castrop-Rauxel
Bis weit ins letzte Jahr hinein gab es für Projekte und Initiativen zwei Quellen zur Absicherung: Die eine sickerte auf dem zweiten Arbeitsmarkt still und stetig vor sich hin, die andere plätscherte spärlich, aber stetig aus den Wettmittelfonds der Fachressorts. ABM und Wettmittel, das gehörte für die Projektszene so eng zusammen wie 6 aus 49 und Zusatzzahl.
Die ABM-Quelle tröpfelt ohnehin nur noch, und die zweite wird jetzt systematisch trockengelegt. Wenn Finanzsenator Kröning es erst einmal geschafft hat, die Wettmittel in den allgemeinen Finanzhaushalt unterzubringen, wird er sie so schnell nicht wieder hergeben. Die Projekte würden viel früher getroffen: Fehlt Geld in den Kassen, beißt Kröning die Fachressorts, die weiter beißen werden.
Es sieht so aus, als würde dieses Land abseits von allen Finanzdebatten vor die Hunde gehen. Mit dem haushaltspolitischen Radiergummi werden alle bunten Flecken ausradiert, die das Leben hier lebenswert machen. Bremen, das Land der Versuche und kurzen Wege, will grau werden. Dazu hat es ein Recht. Wer sich nicht mitquälen will, sollte gleich nach Castrop-Rauxel ziehen. Da ist es dann schon wieder schön, wenn Bremen erst einmal so richtig kaputtsaniert ist.
Markus Daschner
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