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■ KommentarStamokaps der 90er

„Stamokap“, die Lieblingstheorie der 70er-Jahre-Jusos vom „Staatsmonopolistischen Kapitalismus“, der es schafft, über die Verstaatlichung der wichtigsten Industrien auf den Weg in den Sozialismus einzuschwenken, feiert in Bremen zur Zeit fröhliche Auferstehung. Nur heißen die Bremer Stamokapler der 90er nicht mehr „Rote Heidi“ oder Karsten Voigt, sondern Klaus Wedemeier und Claus Jäger.

Schließlich führt der freie Wettbewerb der Wirtschaftskräfte in Bremen seit Jahren immer nur zu Firmensterben und Massenentlassungen. Und das traut sich selbst FDP-Senator Jäger nicht, als „Freie Marktwirtschaft“ zu verkaufen. Egal, ob 4.500 Klöckner-Arbeiter etwas produzieren, nach dem der Markt verlangt: die neuen Stamokaps wollen die Stahlhütte retten, um zumindest die Arbeitsplätze zu erhalten. Und dafür ist ihnen zur Zeit kein Preis bis hin zur eigenen Lächerlichmachung zu hoch.

Während die alten Stamokaps auf ihrem langen Marsch durch die Institutionen inzwischen bis ins obere Dutzend der SPD-Bundestagsfraktion vorstoßen konnten, gerade weil sie den ideologischen Ballast der 70er Jahre abgeworfen haben, wollen die Bremer Stamokaps der 90er von Ideologie am liebsten überhaupt nichts wissen. Sie sind schließlich auch keine Stamokaps aus Überzeugung. Ihr Weg in den staatsmonopolistischen Bremer Kapitalismus entspringt keiner ideologischen Strategie, sondern aus dem Mangel an besseren Ideen.

Dirk Asendorpf

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