■ Kommentar: Sympathisanten-Ecke
Deutschland hat wieder seinen Sympathisanten-Sumpf. „Focus“ hat gestern mit der dumm-dreisten Verleumdungs-Story, die Hochschulrektor Mönch bis hin zum Senat zu PKK-Unterstützern macht, nur den Vogel abgeschossen. Die Gleichsetzung von RAF und PKK und die Suche nach ihrem geistigen Unterstützerkreis hat auch in seriöseren Medien Konjunktur. Und wie im Deutschen Herbst trifft der Sympathisanten-Vorwurf wieder einmal gerade die, die versuchen, dem Problem mit wirklichem Verständnis zu begegnen.
Hochschulrektor Mönch ist einer, der es sich nicht so leicht macht mit der kurdischen Frage. Er ist mit einer Kurdin verheiratet und war oft genug im Land, um zu verstehen, wie kompliziert der Kurdistan- Konflikt tatsächlich ist. Mit einem schlichten Verbot ist der PKK, mit der wohl die Mehrheit der Kurden zumindest sympathisiert, nicht zu begegnen. Ihre Unterstützung hat sie nicht wegen ihrer militärischen und terroristischen Aktionen, sondern weil sie in der Türkei die letzte Kraft ist, die Widerstand leistet gegen die völlige Unterdrückung kurdischer Kultur, Sprache, Selbstbestimmung.
Es ist gut, daß es in Bremen Menschen gibt, die genug Verständnis für die kurdische Verzweiflung haben, um mit ihrer Selbstverbrennung drohende Menschen am Verzweifeln zu hindern. Und es ist auch gut, wenn Senat undBürgerschaft lieber auf tagelange Kompromißsuche statt auf einen kurzen Prozeß setzen. Wenn sie dafür jetzt in die Sympathisanten-Ecke gestellt werden, könnten sie das in Erinnerung an Albertz, Brückner und Gollwitzer ruhig als Ehre nehmen. Dirk Asendorpf
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