Kommentar: Als-ob-Politik
■ Prosoz funktioniert noch immer nicht
Da werden inzwischen ganze Flugzeuge im Computer-Modell entworfen und auf dem Bildschirm dreidimensional hin- und hergewendet und selbst der trägste aller Staatsbetriebe, genannt Bundespost, steuert seine Briefsortieranlage mit lasergesteuerten Zahlenerkennungssystemen. Doch bis heute ist es offenbar nicht möglich, den im Vergleich zur Strömungsdynamik bewegter Objekte verdammt wohlgeordneten und im Vergleich mit der Datenmenge im Adreßwesen auch gut überschaubaren Bereich des Bundessozialhilfe-Gesetzes in ein funktionierendes Computer-Programm zu übersetzen.
Seit bald zehn Jahren wird in Bremen an dem „Prosoz“ genannten System herumgedoktert – mit bisher weniger als mäßigem Erfolg. Statt den Sozialamts-SachbearbeiterInnen endlich das ewige Formularausfüllen abzunehmen und ihnen die Zeit für das persönliche Gespräch mit den Bedürftigen zu geben, macht Prosoz in erster Linie dadurch von sich reden, daß es nicht funktioniert.
Trotzdem will der Finanzsenator jetzt so tun „als ob“ und schonmal die Fallzahlen pro SachbearbeiterIn mit Verweis auf die neue Technik um 30 Prozent erhöhen. Frei nach dem Motto: Wenn es nichts nützt, die EDV zu hauen, dann trete ich doch wenigstens meine MitarbeiterInnen. Doch Obacht: Im Unterschied zur Hardware schlagen die im Zweifel jetzt zurück . Dirk Asendorpf
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen