■ Kommentar: Trauerspiel
Es ist das alte Leid: Da gibt es Ausländerbehörden-Mitarbeiter, die müssen getreu nach Gesetz und Vorschriften unmenschliche Abschiebungen anordnen und damit viele Menschen in Folter und Tod zufügen. Und dann ergibt sich einmal die Möglichkeit, auf politische Direktive hin Menschlichkeit walten zu lassen - mit dem Ergebnis, daß die Beamten Jahre später vielleicht zu Unrecht unter Korruptionsverdacht geraten – nur weil es wirklich bestechliche Kollegen gibt.
Da gibt es einen Innensenator, der in den vergangenen Jahre oft genug Bockmist gebaut hat - nehmen wir nur mal die Einführung der E-Schichten, die viele Menschen grundlos zusammengeschlagen haben. Und gerade dieser Senator ist es dann, der - weil er den Schaden für Hamburg begrenzen will und sich der geschichtlichen Verantwortung gegegenüber Roma und Sinti erinnert - 1500 Menschen vor der Abschiebung bewahrt. Sein Problem: Er kann sein Engagement öffentlich nicht preisgeben.
Um eines vorweg zu sagen: Hackmann verdient für den 89er Deal Anerkennung. Auch für den Mut, zumindest anfangs die Bürgerschaft anzuflunkern, indem offiziell nur von 150 Roma und ein paar Familienangehörigen die Rede war, tatsächlich aber für 1500 Roma das Bleiberecht anvisiert und realisiert wurde.
Doch Hackmanns jetzige Show bricht der Krone wieder sämtliche Zacken ab. Statt nunmehr öffentlich zu der Vereinbarung zu stehen und in der ganzen verzwickten Korruptionsaffäre für Aufklärung zu sorgen, stimmt er populistisch in den Boulevardmedien-Chor ein und fordert, den schwarzen Schafen das Handwerk zu legen. Kaum jemand weiß derzeit genau - vermutlich nicht einmal die PS 3-Fahnder, - was konkret hinter den Verdachtsmomenten steckt. Doch wie damit umgegangen wird - sowohl von der Innenbehörde als auch von den Boulevard-Medien - ist ein Trauerspiel.
Kai von Appen
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