■ Kommentar: Weichensteller
In den nächsten 12 Monaten entscheidet sich das Schicksal des Nahverkehrs im Ballungsraum Hamburg. Noch haben Verkehrssenator Eugen Wagner und seine Chefplaner keine Ahnung, wohin der Zug gehen soll. Derweil handeln andere. Die Deutsche Bahn AG, trotz ihrer neuen privatrechtlichen Organisationform noch immer ein innovationsfeindlicher und bürokratischer Verkehrsmoloch, will den Nahverkehr auch in Zukunft behalten.
Viele linke und grüne VerkehrsexpertInnen finden das prima. Bietet nicht allein die gute alte Bahn eine letzte Gewähr vor der völligen profitorientierten Zerschlagung des öffentlichen Verkehrssystems? Irrtum. Über das öffentliche Verkehrssystem entscheidet in Zukunft allein die Politik von Ländern, Landkreisen und Städten. Sie haben es ab 1996 erstmals in der Hand, zu entscheiden, wer welchen Verkehr anbietet.
Wer einen attraktiven und modernen Nahverkehr auf der Schiene will, sollte deshalb der Bahn nicht erlauben, die Weichen für den Erhalt ihres regionalen S-Bahn-Monopols zu stellen. Innovative, in der Region verankerte Unternehmen wie beispielsweise die Elbe-Weser-Bahn und die AKN, ja selbst die aufgeblähte Hamburger Hochbahn AG, würden, so meinen Bahnkenner, den Schienenverkehr weit eher nach vorn bringen als die Ex-Transportbehörde DB.
Unser Tip: Einfach mal Hamburger S-Bahn oder Silberling nach Lübeck fahren. Diese Nahverkehrsprodukte sind unverwechselbar. Einfach DB – und sonst gar nix.
Florian Marten
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