■ Kommentar: Hamburger Monopoly
Der Brettspiel-Klassiker „Monopoly“, ein – zugegeben – schlichter Grundkurs in Sachen städtischer Bodenspekulation, vermittelt dem braven Spieler wichtige Grundwahrheiten. Unter anderem die: Wenn Du Deine Mitspieler richtig abzocken willst, mußt Du statt Häusern Hotels bauen. Kleiner Wermutstropfen: Hotels sind fünfmal teurer als schlichte Mietshäuser.
Der Immobilienmulti „Hanseatica“ hat nun ein Monopoly für Fortgeschrittene aufgelegt. In hocheleganter Abwandlung der Spielregeln besetzten die Spekulanten-Spezis ihre frischerworbene Straße mit einem Groß-Hotel, zahlten dafür aber nur den Mietshauspreis. Anders als im schlichten Brettspiel konnten die Hanseaticer die Genehmigungsbehörden ins Spiel bringen. Und die erklärten das Madison zum billigen Wohnhaus.
So lieben wir unsere Politik: Es kommt nicht drauf an, was drin ist, sondern allein, was draufsteht. Der Inhalt bleibt freilich nicht unwichtig: An der Mogelpackung verdienen die Spekulanten, die Zeche zahlen die Steuerzahler (Hamburg entgingen mehrere Millionen Mark Einnahmen) und die Anwohner (ihr Viertel leidet unter Spekulantendruck).
Eine nicht ganz unwichtige Frage bleibt vorerst noch ungeklärt: Waren die Genehmigungsbehörden nur zu blöd? Oder gehören sie gar zu den Mitspielern, zu jener Gemengelage aus Sozifilz und Spekulantenszene, die den Boom-Town-Rausch seit 1989 nutzen, um sich ungeniert die Taschen zu füllen? Vieles deutet daraufhin, daß die Unstimmigkeiten der Madison-Affäre nur die Spitze eines gewaltigen Absahner-Eisbergs aus Politik, Verwaltung und Immobilienanlegern sind.
Florian Marten
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