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KommentarVerbrannte Utopie

■ Ein Uni-Traum in Schutt und Asche

Auch ohne Brandstiftung kann ein Feuer symbolische Bedeutung haben. Geht es danach, hätten sich die Flammen an der Bremer Uni keinen besseren Brandherd suchen können als die Plastikwände des Gesellschaftswissenschafts-Gebäudes, genannt GW2.

Als Ende der 70er Jahre die Träume der 68er Studentenbewegung auf der Bremer grünen Wiese in Beton gegossen wurden, da war das GW2 ein einmaliges Experiment: hunderte von Quadratmetern große offene Ebenen sollten die umfassende Öffnung des einst elitären Universitätsbetriebes auch architektonisch symbolisieren. Kein Professor konnte mehr sein Herrschaftswissen in einem Privatbüro abschotten, kein Prüfungsamt sich der Kontrolle der paritätisch besetzten Gremien entziehen. Jeder durfte alles mithören; Räume gab es nicht mehr, nur dünne Stelltafeln zur vorübergehenden Markierung von Diskussionsbereichen.

Aber die Menschen waren nicht reif für diese Utopie. Es dauerte ein paar Monate, und die beweglichen Stelltafeln wurden um Schreibtische herum fest verankert und erbittert verteidigt. Ein paar Jahre später waren sie dann als lärmdämmende Trennwände fest installiert, umgeben von einem unergründlichen Gänge-Labyrinth. Die hochfliegenden Ideen der einstigen Reformuniversität liegen längst in Schutt und Asche. Daß nun auch ihr materieller Ausdruck, das GW2, diesen Abgang nimmt, hat Stil. Dirk Asendorpf

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