Kommentar: Die Nachtigall trapst
■ Kleine Mülltonne als SPD–Populismus
Bremen ist stolz auf seine ökologischen Fensterreden, aber wehe, es nimmt uns einer beim Wort. Das hat der Umweltsenator getan und der Stadt ein Müllsystem verordnet, das Ernst machen will mit Müllverringerung durch Trennung, Vermeidung und finanzielle Mehrbelastung von Müllmuffeln. Lange vorbereitet, endlich von der gesamten Koalition beschlossen. Doch wo es anfängt, weh zu tun, da kneift die SPD.
Die Umstände der Meinungsänderung sind skurril: Die Partei der Arbeiterschaft blockiert den Arbeitsschutz für Müllwerker mit dem Hinweis auf eine Schlamperei des Bundesarbeitsministeriums; 35-Liter-Tonnen, selbst wenn es sie geben sollte, werden laut DIN keinen Zentimeter niedriger sein als die großen Tonnen; in einem Land, das sich in schrägster finanzieller Schräglage befindet, soll ein fast eingeführtes System wieder auf Eis gelegt und „neu gerechnet“, also mehr Geld ausgegeben werden. Und wofür das alles? Weil es in Bremen viel mehr alte und gebrechliche Menschen als anderswo gibt, die trotz Hilfe der BEB ihre Tonnen nicht tragen können?
Falsch: Weil die kleine süße Tonne ein wunderbar populäres Thema ist, das sich für populistische Gesten eignet. Die Zeitspanne von „ein bis zwei Jahren“, für die die SPD sich die Tonne wünscht, ist verräterisch: Wann sind Bürgerschaftswahlen? Da trapst die Nachtigall. Bernhard Pötter
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