Kommentar: Amoklauf
■ Brandstiftung ist keine Politik
Jede Politik hört auf, wo der Amoklauf anfängt. Wer die Molotow-Coctails auf zwei Wohnhäuser in Gröpelingen geworfen hat, kann keine politische Motivation mehr geltend machen. Die beiden türkischen Vereinslokale waren zwar bereits geschlossen und menschenleer, doch umso größer war die Gefahr, daß die Menschen in den Wohnungen daneben und darüber das ausbrechende Feuer nicht mehr rechtzeitig bemerken. Allaha ,sükür, gottseidank ist ihnen fast nichts passiert – verbrannt ist „nur“ ihr Zuhause mit allem drum und dran.
Jedenfalls diesmal. Aber spätestens seit Mölln und Solingen ist auch in jüngster Zeit bekannt, wie schnell der Versuch, mit Feuer ein Fanal zu setzen, fatal enden kann. Jeder, der einen Molotow-Coctail baut und wirft, weiß das. Und wer das weiß und es trotzdem tut, ist wohl tatsächlich mit keinem Argument mehr zu erreichen.
Wer aber in einer politischen Auseinandersetzung ernst genommen werden will, muß auf Argumente reagieren. Ob die Bremer Brandanschläge tatsächlich aus „PKK-nahen Kreisen“ heraus verübt worden sind, oder nicht – womöglich wird die Polizei das klären können. Sicher ist aber in jedem Fall, daß Solidaritätsgruppen für die verfolgte kurdische Bevölkerung, die sich jetzt nicht klar davon distanzieren, ganz offensichtlich ihren Wechsel von der Politik zum Amoklauf erklären wollen. Dirk Asendorpf
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