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■ KommentarKlima des Mißtrauens

Es ist kein „Fiasko für die Oper“, wie der amtierende Opern-Intendant Peter Ruzicka genüßlich kommentierte, aber ein Debakel ist es sicherlich. Da wird ein „Traum-Team“ einem absolut unwilligen Haus mit Gewalt aufgedrückt mit der Begründung, eine bessere Lösung gäbe es nicht. Doch nach neun Monaten gemeinsamer Ideen-Schwangerschaft ist das neue Team noch zerstrittener, als es das alte aus Ruzicka und Gerd Albrecht jemals war.

Mit dem Abschied von Johannes Schaaf als zukünftigem Opernchef steht dennoch weniger eine persönliche Intrige als eine politische Haltung zur Diskussion: die hoheitliche Besetzung von künstlerischen Chefposten. Denn in einem Klima des Mißtrauens, das zwangsläufig entsteht, wenn Politiker – wie in diesem Fall – hinter verschlossenen Türen an Personallösungen basteln, ohne die davon Betroffenen zu konsultieren und auch ohne eine öffentliche Diskussion zuzulassen, ist das Scheitern programmiert.

Vielleicht muß man Opern-Intendanten nicht gleich vom Volk wählen lassen, aber etwas mehr Demokratie und Mut zur Diskussion vor einer Entscheidung erbringt zumindest ein deutliches „Mehr“ an nützlichen Erfahrungen. Außerdem könnte man auf diesem Weg gewährleisten, daß konzeptionelle Anforderungen an Posten formuliert werden, bevor Personen benannt werden, von denen man nicht weiß, ob sie zusammenpassen. Die „Oper für das nächste Jahrtausend“, die sich Kultursenatorin Christina Weiss erhofft hatte, hätte so vielleicht tatsächlich zustandekommen können: mit Entscheidungswegen für das nächste Jahrtausend. Till Briegleb

(Bericht Seite 25)

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