Kommentar: Schmierentheater
■ Inszenierung eines Koalitionsstreits
Was hat der Mietvertrag eines Weidedamm-Parzellisten mit dem Zuschnitt des Firmengrundstücks eines Gröpelinger Holzhändlers und was mit dem Ort zu tun, an dem einmal Bäume an die Martini-straße gepflanzt werden sollen? Nichts? Die Bremer Ampelkoalition will am Montag den Gegenbeweis antreten. Alle drei Fragen sollen dann im Paket – entweder zusammen oder gar nicht – gelöst werden. Das klingt zunächst absurd, ist aber eigentlich business as usual jeder Koalitionsregierung: Entscheidungen fallen nicht als möglichst sinnvoller Kompromiß in der Sache, sondern als simpler Handel nach dem Motto: „Gibst Du mir, dann geb ich Dir“.
Doch der Fall, um den es hier geht, liegt etwas anders. Denn in allen drei Fragen, mit denen sich die Ampelkoalitionäre gegenseitig blockieren, herrscht in der Sache längst Einigkeit. Daß dem Öko-Projekt vom Weidedamm eine Ersatzfläche zur Verfügung gestellt werden soll, ist Beschlußlage in Senat und Bürgerschaft seit 1993. Daß die Martinistraße künftig mehr Platz für Fahrräder und Flaneure als für vierspurigen Blechkistenverkehr bieten soll, steht sogar schon in der Ampel-Koalitionsvereinbarung von 1991. Und auch gegen einen Bremer Space-Park ist niemand – wenn sich denn die privaten Investitions-Millionen finden. Was die Ampel hier vorführt, ist kein professioneller Koalitionspoker, sondern ein Schmierentheater auf der Provinzbühne. Dirk Asendorpf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen