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KommentarNichts als Schweigen

■ Bürgerschaft meidet die offene Debatte

Da steht sechs Tage vor der Wahl ein hochbrisantes und aktuell an jeder Ecke diskutiertes Thema auf der Tagesordnung der Bürgerschaft, und was machen unsere 100 VolksvereterInnen? – sie versammeln sich und schweigen. Volle 50 Jahre war die deutsche Gesellschaft unfähig, über die Frage breit und offen nachzudenken, ob das Ende der Nazi-Herrschaft und des Krieges nun ein „Zusammenbruch“ oder eine „Befreiung“ waren. Doch jetzt – endlich – ist es soweit. Und das nicht nur abstrakt und philosophisch, sondern ganz konkret und am Beispiel der Lebensgeschichten echter Menschen.

Auch in Bremen. Da erscheinen bewegende Lebenserinnerungen von Farger Zwangsarbeitern, da wird Bremens angesehener und von den Nazis kaltgestellter Altbürgermeister Theodor Spitta als stiller Hitler-Bewunderer geoutet, da kommen uns Überlebende des Stuhrer KZ-Außenlagers aus Polen besuchen, aus England reisen die ersten Soldaten an, die Bremen besetzten. Und Israels erster Botschafter in Deutschland erinnert daran, daß sich „nicht Völker versöhnen können, sondern nur Menschen“.

Wenn das kein Stoff für echte Debatten ist! Doch vor nichts haben Bremens VolksvertreterInnen soviel Angst, wie vor Streit mit offenem Ausgang. Gerade wenn es spannend wird, versagt das Parlament. Und dafür will die schweigende Versammlung am Sonntag unsere Stimme haben? Dirk Asendorpf

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