Kommentar: Wortbruch
■ Hemelingen bleibt Verkehrshölle
Noch nicht einmal sechs Monate haben SPD und CDU gebraucht, um ihr wichtigstes Wahlversprechen zu brechen. Endlich, so hatte es sogar noch der Koalitionsvertrag versprochen, sollte die Bevölkerung des Bremer Ostens vom Schwerlastverkehr vor ihrer Haustür befreit werden. Mit fast 600 Millionen Mark sollte für den Bau des Hemelinger Tunnels die mit Abstand größte Investitionsentscheidung der nächsten Jahre fallen.
Ulrich Nölle hatte sich sogar persönlich dafür verbürgt. „Darauf haben Sie mein Wort“, stand unter einem Brief, der eine Woche vor der Bürgerschaftswahl im Mai an alle Hemelinger Haushalte verteilt worden war. Und darin hieß es: „Wenn ich zum Bürgermeister gewählt werde, sorge ich dafür, daß durch den Bau des Hemelinger Tunnels die Wohnquartiere endlich vom Schwerlastverkehr befreit werden.“
Das, was die Koalition jetzt als Alternative zum gestrichenen Tunnel anbietet, ist eine Idee von vorgestern. Schon vor sieben Jahren wurde sie geprüft und verworfen. Seitdem wird der Tunnel diskutiert und geplant. Und derweil wurde die Verkehrshölle des Bremer Ostens immer unerträglicher. Den HemelingerInnen hatte Ulrich Nölle dazu eigentlich schon im Mai in seinem Wahlwerbebrief die passende Frage formuliert: „Warum lassen Sie sich diese unendliche Geschichte eigentlich bieten?“ Dirk Asendorpf
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