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■ KommentarKein Grund zum Jubeln

Hamburgs Bundesliga-Fußball ist wieder obenauf. Der HSV darf international spielen, der FC St. Pauli ist nicht abgestiegen. Das ist weitaus mehr als vor der Saison erwartet worden war, jedoch kein Grund, in Jubelstürme auszubrechen.

Der FC St. Pauli hat sich den Klassenerhalt teuer erkauft. Mit Uli Maslo regiert am Millerntor ein Trainer, dem Unterordnung oberstes Prinzip ist. Selbst das Präsidium hat sich inzwischen dem 57jährigen gebeugt, dessen Erfolg ihn anscheinend unangreifbar macht. Manager Jürgen Wähling wurde verjagt, Spieler, die es wagten, anderer Meinung als Maslo zu sein, wurden vor die Türe gesetzt.

Wo in vielen Bereichen Teamarbeit als zukunftsweisend erkannt wird, scheint der FC St. Pauli verstärkt auf Hierarchie und Steinzeit-Pädagogik zu setzen. Diskussionen finden zumeist nur noch pro forma statt, Widerspruch wird als Behinderung empfunden. Dies hat wenig mit Professionalität zu tun, aber sehr viel damit, alles dem kurzfristigen Erfolg zu opfern.

Der HSV muß noch beweisen, daß der fünfte Platz keine Eintagsfliege ist. Mit einer mittelmäßigen Mannschaft hat die Nummer eins im Hamburger Profifußball einiges erreicht, was in einer noch durchschnittlicheren Liga, in der von Platz 3 bis 16 kaum Niveau-Unterschiede festzustellen waren, keinesfalls den Beginn einer neuen Erfolgsära bedeuten muß.

Der vielbeschworene Seeler-Effekt blieb aus: Sponsoren halten sich zurück, die Zuschauerzahlen sinken, und die Mannschaft spielt keinesfalls so gut, wie es der Tabellenrang suggerieren mag. Ohne Verstärkungen ist der HSV ganz schnell wieder unten. Clemens Gerlach

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