piwik no script img

KommentarDas Deutschenproblem

■ Augen- mit Paßfarbe verwechselt

Wer in Deutschland leben will, der soll sich bitteschön auch integrieren. So schallt es von CDU bis SPD, vom Stammtisch bis zur Ausländerbeauftragten aus allen Mündern. AusländerInnen, die daraus den Umkehrschluß ziehen, liegen allerdings falsch. Auch wer sich integriert, darf noch lange nicht ungestört in Deutschland leben.

Zum Beispiel die Familie Alpaslan. Unter dem Gesichtspunkt der Integration stimmt an ihnen wirklich alles: die Pässe, die Wohnzimmereinrichtung – bis hin zur Umgangssprache sind sie so deutsch wie ihre eingeborenen Findorffer Nachbarn. Wie also kommt es bloß, daß sie sich trotzdem noch immer in deutschen Formularen und Köpfen zu Türken verwandeln?

Der Grund hat einen Namen. Doch der ist im Unterschied zum sogenannten Ausländerproblem leider nicht in aller Munde. Es ist das Deutschenproblem, das es den neuen Deutschen – und nicht nur ihnen – so schwer macht unter den alten Deutschen. Lebten wir in den USA, kein Mensch würde aus einer anderer Hautfarbe oder einem ungewohnten Akzent auf einen fremden Paß schließen. Natürlich ist auch Deutschland ein Einwanderungsland wie die USA. Nur in den deutschen Köpfen spukt es noch immer von Blut und Rasse. Und das führt offenbar zur blinden Verwechslung von Augen- und Paßfarbe.

Dirk Asendorpf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen