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■ KommentarSchrottreifes System

Das altehrwürdige Duale System der Lehrlingsausbildung hat nicht nur seinen Namen an die Müllabfuhr verliehen, es ist mittlerweile selbst schrottreif geworden. In 60 Prozent der Fälle ist Vater Staat mittlerweile der Lehrherr – jedenfalls, was das Geld anbelangt. Es war aber schon immer eine Fehlannahme, zu glauben, daß die praktische betriebliche Ausbildung gepaart mit der theoretischen in der Berufsschule alle Jugendlichen mit Jobs versorgen könne. Zu stark hängt die Einstellungsbereitschaft von der Konjunktur ab. Kosten und Kalkulationen sind in der Rezession wichtiger als Kids Lohn, Brot und Qualifikation zu geben. An der Spree ist mit dem Dualen System allein eh kein Blumentopf zu gewinnen – da fehlt es objektiv an Jobs.

Das wissen alle Beteiligten, und daher muß die Frage nach der moralischen Qualität diverser „Argumente“ erlaubt sein. Was ist vom Experten einer großen Volkspartei zu halten, der die Faktenlage (no jobs) mit der Bemerkung kontert, daß die Kids schon in der Schule besser zu bilden seien? Und wie soll man über den Fanfarenstoß der IHK von 5.700 Lehrverträgen urteilen, wenn man doch weiß, daß 34.000 frische Schulabgänger ein Recht auf Zukunft haben. Wie wichtig ein Lehrvertrag ist, führen uns jene „jungen Ungelernten“ vor Augen, die nie Azubi waren, sondern statt dessen: jüngster Teil der Warteschlange im Sozialamt, unschuldigste Zahl der Kriminalstatistik, bespuckter Junkie am Bahnhof Zoo. Wer das nicht will, muß sich zur Umlage entschließen – endlich! Christian Füller

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