■ Kommentar: Blinde Flecken
Eine Entwarnung für die ehemaligen und heutigen BewohnerInnen der Bille-Siedlung hat die gestern veröffentlichte umweltmedizinische Studie nicht gegeben. Beruhigend ist das Ergebnis der Untersuchung, wonach das Leben auf dem chemieverseuchten Erdreich zu keinen schwerwiegenden Krankheiten geführt hat, nur auf den ersten Blick.
Denn das von der Gesundheitsbehörde vorgelegte Gutachten läßt zu viele Antworten vermissen, die entdeckten zahlreichen Abnormitäten im Stoffwechsel der auf Herz und Nieren durchgecheckten SiedlerInnen ziehen eine Vielzahl ungeklärter Fragen nach sich.
Welches sind die Ursachen für die festgestellten Fruchtbarkeitsstörungen? Bauen sich die erhöhten Enzymwerte in der Leber und die festgestellten „Befindlichkeitsstörungen“ – wie von den GutachterInnen erwartet – nach der erfolgten Bodensanierung wirklich wieder ab? Und wie paßt die ermittelte statistische „Untersterblichkeit“ durch Krebs mit einer Erhebung der SiedlerInnen zusammen, nach der die Hälfte der verstorbenen Bille-SiedlerInnen an bösartigen Tumoren gestorben ist? Vertiefende Untersuchungen und Langzeitstudien, wie sie von ExpertInnen und BewohnerInnen einhellig gefordert werden, sind notwendig.
Hamburger Politiker haben mit ihrer Entscheidung, auf vergiftetem Boden Menschen anzusiedeln, für die Gesundheitsgefährdung der SiedlerInnen gesorgt. Ihre NachfolgerInnen sollten sich zumindest verpflichtet fühlen, alles zu tun, um die vielen blinden Flecken des Gesundheitsgutachtens zu erhellen. Marco Carini
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