■ Kommentar: Masterplan – die zweite
Der Masterplan-Entwurf für die östliche Innenstadt ist nach den Aufregungen der vergangenen Woche in einigen Positionen verändert worden, revidiert hingegen wurde er nicht. Quasi mit Samthandschuhen haben ihn Stadtentwicklungssenator Peter Strieder und sein Adlatus Dieter Hoffmann-Axthelm angefaßt; hier eine mögliche Bebauung weniger und dort kein Abrißchen mehr. Alles in allem aber bleibt es bei der Überformung des sozialistischen Städtebaus rund um den Alexanderplatz. Und damit alles halb so schlimm klingt, wurde der Masterplan umgetauft. Statt der großen Geste heißt der „Diskussionsentwurf“ nun „Planwerk Innenstadt“ – der Hauch des Experiments, ein „Work in progress“ soll da wohl durchscheinen.
Doch dies ist es gerade nicht, im Gegenteil. Anstatt die planerische Folterkammer zu öffnen, betreiben Strieder & Co. die Geheimniskrämerei um Blöcke, Kanten und Straßen aufs neue und zeichnen die Stadt weiter hinter verschlossenen Türen um. Weder die alte noch die veränderte Fassung etwa durften die Mitglieder des Stadtplanungsausschusses sehen. Was, bitte schön, ist daran „Diskussion“, „Werk“statt oder gar öffentlich?
Eine letzte Chance bleibt den Verantwortlichen, wenn am kommenden Freitag das Ding im Stadtforum vorgestellt wird. Beginnt dort um die beste Lösung ein Diskurs, der sich öffnet und Chancengleichheit für die Befürworter und Kritiker beinhaltet, wäre die notwendige Diskussion eröffnet und nicht – wie befürchtet – abgeschlossen. Nicht nur Strieder, auch das Stadtforum könnte damit zu neuer Form auflaufen. Einst galt es als Institution, in der um die Stadtentwicklung gerungen wurde. Später verkam es zur „Quatschbude“. Und heute spricht kaum einer noch davon, wenn sich im Staatsratsgebäude Politiker und Planer gegenseitig langweilen. Eine zweite Chance sollte jeder kriegen – sie sollte genutzt werden. Rolf Lautenschläger
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