Kommentar: Kopf in den Sand
■ Viertel-Ladenschluß jetzt schon Farce
Die Einzelhändler im Viertel haben es schwer. Schon vor dem Stichtag 1. November kämpften sie gegen Filialisten, Kaufhäuser und Supermarktketten in der City an. Ein ewigwährendes Jammertal – und doch wächst im neuen Ladenschluß-Zeitalter eine zarte Pflanze im Viertel: „Die Leute wollen Zeit haben und in Ruhe am Tresen sitzen und über die Musik quatschen“, sagt der Chef eines CD-Shops und macht deshalb seit 1. November bis 20 Uhr auf – auch wenn sich in den ersten sechs Wochen nur wenige KundInnen blicken ließen. Das kleine Pflänzchen brauche eben Zeit, um zu gedeihen, so die optimistische Botschaft der Innovationsfreudigen – während immer mehr alteingesessene Fachgeschäfte schon um 18.30 Uhr frustiert das selbstausbeuterische Gelände verlassen und wie Vogel Strauß den Kopf in den Sand stecken.
Zunächst hatten sich die Viertel-Händler für einheitliche Öffnungszeiten entschieden – aber schon nach sechs Wochen verläßt sie die Geduld, und der Kompromiß verkommt zur Farce. KundInnen sollen KönigIn sein und sich auf eine konstante Öffnungszeit bis 20 Uhr verlassen können, diesen Leitfaden haben sich nur die Szene-Läden und ein paar Unerschrockene zu eigen gemacht. Ansonsten steht KundIn KönigIn im Viertel immer öfter schon um sechs Uhr abends vor verschlossener Tür. Da fahren sie und er doch lieber gleich zu Karstadt, die sind da verläßlicher. Katja Ubben
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