■ Kommentar: Selbstmenzelung
Das Schicksal des Hafenkrankenhauses war bei Redaktionsschluß noch offen, das der Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel ist dagegen besiegelt. Sie wird politisch entweder von der Pest oder der Cholera dahingerafft. Der Krankheitserreger war ihr mangelnder Instinkt. Daß die Schließung ausgerechnet der wirtschaftlich arbeitenden Traditionsklinik Hafenkrankenhaus zu Aufschrei und Massenprotesten führen würde, konnte sich jeder mittelmäßig begabte Politiker denken.
Daß Fischer-Menzel die Entscheidung auf den Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) abwälzen wollte, spricht dafür, daß ihr die Brisanz zumindest nicht völlig entgangen ist. Nur sitzt sie trotzdem als Senatorin im LBK-Aufsichtsrat und damit in der Klemme.
Bleibt das Hafenkrankenhaus erhalten, steht sie – nicht zum ersten Mal – als entscheidungs- und durchsetzungsschwach da. Noch ein Fiasko wird sie kaum überleben. Henning Voscherau würde ihr eher ein Bein als sich hinter sie stellen.
Wird das Hafenkrankenhaus geschlossen, ist Fischer-Menzel für die ganze Stadt schuldig im Sinne der Anklage, egal wie oft sie mit dem Finger auf Seehofer zeigt. Für die SPD ist das im Wahljahr ein Desaster; es konterkariert das Armutsbekämpfungsprogramm ebenso wie die gesamte Sozialpolitik.
Ein Sündenbock namens Fischer-Menzel müßte auf dem Wahlkampfaltar geopfert werden. Spätestens dem nächsten Senat dürfte sie nicht mehr angehören. Wie man es dreht und wendet: Die Senatorin kann's nicht mehr richtig machen. Risiken und Nebenwirkungen der Schließung werden sie mit voller Wucht treffen. Silke Mertins
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