piwik no script img

■ KommentarBoddiens Comeback

Wilhelm von Boddien und seine Schloßgespenster vom „Förderverein Berliner Stadtschloß“ haben ein Comeback gewagt. Mit einem baulichen Konzept und ohne öffentliche Mittel will der „Schloßherr“ den barocken Kasten in der Stadtmitte wieder hochziehen. Mäzene und private Geldgeber sollen Kelle bei Fuß stehen – darunter der Projektentwickler Hanseatica als Speerspitze der nostalgischen Inkarnation. Was nicht ungewöhnlich ist, zählt doch deren Boß, Walter Rasch, zu den innigsten Freunden Altberliner Stuckfassaden. Auch daß das Bonbon der „realistischen“ Milliarden-Investition gleich die Bravorufe des Traditionsclubs CDU erfährt, verwundert nicht. Eher schon, daß der sonst so auf feine Unterschiede pochende Senatssprecher Michael-Andreas Butz (auch CDU) die Schloßvision gleich für den gesamten Senat begrüßt.

Doch jedes Comeback beinhaltet Risiken, besonders wenn man nichts Neues in petto hat. Denn bis auf die Kopfgeburt „privates Stadtschloß“ findet sich in dem Boddien-Vorstoß kaum etwas, das den Schwierigkeiten vor Ort mit einer wirklichen Lösung begegnet. Bis auf die Hanseatica müssen finanzkräftige Helfer erst noch aufgetrieben werden, selbst die Grundstücksfrage ist ungeklärt. Und konzeptionell bedeuten die Vorschläge, hinter der Kulisse das Gebäude als Konferenz- und Ausstellungshaus zu nutzen, einmal mehr Hilflosigkeit im Umgang mit dem Ort und dessen Transformation. Solange Boddien diese Fragen nicht schafft, bleibt das Thema eine simple Mär – die ebenso auf Fassade aus ist wie das Plasteschloß. Rolf Lautenschläger

Bericht Seite 27

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen