■ Kommentar: Judith frei, Axel anklagen!
Der Prozeß gegen die sportpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Judith Demba, hätte absurder kaum sein können. Ein satirischer Videostreifen von Demba und anderen, so die Anklage, soll die IOK-Mitglieder genötigt haben. Stellvertretend für die Anti-Olympia-Bewegung zerrten die Staatsanwälte die Abgeordnete vor den Kadi, als gelte es, Rache für die verpaßte Berlin-Olympiade zu nehmen. Ein Glück nur, daß es noch Richter gibt, die sich einen kühlen Kopf bewahrt haben. Sie sprachen Judith Demba frei.
Mit diesem Freispruch ist zweierlei erreicht. Zum einen scheiterte der Versuch, die Anti-Olympioniken zu kriminalisieren. Das ist auch gut so. Denn die engagierte Kritikerin des Schneller-höher-in-den-Sand-Spektakels hat nichts verbrochen. Sie hat lediglich die Olympiabewerbung zu dem erklärt, was sie von Beginn an war: ein süßer und vor allem teurer Traum. Dies festzustellen ist Ausdruck von politischer Intelligenz und keineswegs von krimineller Energie. Zum anderen aber hat der Senat nun sein wichtigstes Argument verloren, mit dem er seit Monaten die Aufmerksamkeit von den wahren Schuldigen ablenkte. Nicht Judith Demba nämlich gehört angeklagt, sondern jene, die mit IOK-Mitgliedern dinierten und dabei Steuergelder in Millionenhöhe verpraßten: Axel Nawrocki und seine Paten im Senat. Christian Plarre
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